6. August 2009

Zweiter erster Tag


Jetzt arbeite ich bereits drei Tage im Bundestag. Im Referat: Polizei, Sicherungsaufgaben. Ja, für das Gebiet des Bundestages (befriedetes Gebiet im Juristen-Jargon) gibt es eine eigene Polizei.

Am ersten Tag war ich nur mit Formalitäten beschäftigt: z.B. einen Ausweis fertigen lassen. Jetzt sehe ich pseudo-cool aus, weil ich mit einer Plastikkarte um den Hals hängend herumlaufe. Den Ausweis zeige ich kurz vor und dann komme ich in alle Regierungsgebäude. Das ist wirklich nicht schlecht.
Die Kollegen sind freundlich und hilfsbereit. Ungewohnt ist, dass ich ein eigenes Büro habe. Mit meinem Namen an der Tür. Das klingt wichtig, dabei habe ich noch gar nichts Gescheites produziert. Obwohl ... ich habe bereits zwei Vorlagen an den Präsidenten geschrieben. Was das ist? Wenn jemand auf dem Gebiet des Deutschen Bundestages eine Versammlung oder einen Aufzug veranstalten will, braucht er die Genehmigung des Bundestagspräsidenten. Diese Genehmigungsanfrage des einfachen Bürgers wird in Form einer Vorlage formuliert, damit sie effizienter bearbeitet werden kann. Es sind strenge Formalia zu beachten. Und alle Angaben müssen akribisch geprüft werden, z.B. dass keine Versammlungen zur selben Zeit am selben Ort stattfinden. Schließlich sollen kritische Situationen vermieden und jeder Demonstrant gewürdigt werden. Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass der zweitwichtigste Mann im Staat von mir verfaßte Schreiben vorgelegt bekommt. Und am Seitenrand steht mein Name als Verfasser. Uhhhh. Jetzt habe ich mich selbst eingeschüchtert. Hoffentlich baue ich keine Sch....
Und dann sitze ich noch an einem strafrechtlichen Gutachten. Richtig gut finde ich, dass ich die Kommentare online einsehen kann und nicht in die Bibliothek gehen muss. Nicht dass hier Mißverständnisse entstehen: Ich mag Bibliotheken, denn ich mag Bücher. Aber die Parlamentsbibliothek ist einige Häuser weiter. Auch hier muss ich aufklären: Ich bin gern zu Fuß unterwegs, aber es geht hier viel Zeit dabei drauf. In Berlin scheint alles recht nah, aber ... ist es eben nicht. Die "Spaziergänge" hebe ich mir für meine Freizeit auf. ;-)
In ein paar Wochen werde ich in der Ausweisstelle hospitieren. Jeder, absolut jeder, der in ein Regierungsgebäude möchte, braucht einen Ausweis und muss dort in die Kamera lächeln. Vom Abgeordneten bis zum Bauarbeiter (gebaut wird immer noch, seufz). Das wird sicher interessant. Auch werde ich versuchen, einen polizeilichen Schichtdienst gastweise mitzumachen. Mal sehen, was sonst noch kommt. Und wofür vor allem Zeit bleibt.


Und als Bonbon obenauf: Gestern habe ich spontan Anja zum Mittag getroffen. Kennengelernt haben wir uns vor Jahren, als wir beide im Paul-Löbe-Haus (einem der Abgeordnetenhäuser rechts neben dem Reichstag) nebeneinander stehend auf einen Fahrstuhl warteten. Kurios ...
Und abends habe ich mit Inga und Lars - als Ersatz für die mittwöchliche Speyerer Länderparty - gemeinsam gekocht. Es ist komisch, dass Inga nicht mehr drei Straßen weiter, sondern ca. 45 Minuten mit der Bahn entfernt wohnt. Naja, es hätten auch hunderte von Kilometern sein können... aber gemeinsam zur Uni mit dem Fahrrad fahren wir nicht mehr. Seufz.
Und wieder kann ich schreiben: Ich fühle mich gut aufgehoben. Hoffentlich bleibt es so.




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