18. Oktober 2009

Schleim.. ähm grins

Ansonsten sei noch zu erwähnen, dass ich jetzt wieder in einer reinen Frauen-WG wohne. Alle Männer sind abgereist. Und auch wenn wir sie gerne hier hatten, es ist Ruhe in die Wohnung eingekehrt. ;-)

Ich habe von Norbert seinen publizierten Lyrikband geschenkt bekommen (Norbert Lange, Rauhfasern, 2005). Wenn er in vielen Jahren ein weltweit bekannter und mit Preisen überhäufter Lyriker ist ... nun ja, dann kann ich mit der Widmung im Buch angeben. :-)

Oder wenn in einigen Jahren Susanna (Mewe) mit Preisen überhäuft wird und die Leute die Aufführungen ihrer Theaterstücke bestürmen .... moment mal, Preise erhält sie bereits, wie den Münchner Förderpreis für jungen Autoren unter 30 Jahren. Sie hat sich gegen 66 Mitbewerber durchgesetzt. Gratulation! http://www.muenchen.de/Rathaus/kult/presse/september/351190/foerderpreis_dramatik.html

Berliner Unterwelten

Schon wieder ist eine Woche herum. Es ist ziemlich kalt in Berlin geworden. Nachts bewegen sich die Themperaturen um den Gefrierpunkt herum. Vor ca. 8 Wochen gabe es Tage mit über 35 Grad Celsius. Aber ich schweife ab... heute haben Susanna und ich eine Führung beim Verein der Berliner Unterwelten besucht. Wir durchliefen stillgelegte U-Bahn-Tunnel. Naja, eigentlich sind diese gar nicht stillgelegt, sondern niemals in Betrieb genommen wurden, weil andere Linien geplant wurden und diese eben .. liegen gelassen.

Heute haben wir uns im Zwischengeschoß der U-Bahnhaltestelle Moritzplatz getroffen und sind dort unterirdisch zu einem Bahnhof gelaufen, dessen Bau noch der Kaiser angeordnet hatte, der aber aufgrund der Wirtschaftskrise 1918 einen Baustop erlitt. (Damit meine ich natürlich den Bahnhof, und nicht den Kaiser. Der emigrierte. ;-) Im zweiten Weltkrieg wurde er zu Luftschutzräumen umfunktioniert und danach im Zuge des geteilten Deutschlands wohl ignoriert. Es ist sehr irritierend, in einem Rohbau Marmorsäulen zu finden. Auch war es verwirrend und etwas verstörend, durch die zahlreichen Tunnelfragmente und Räume zu laufen, welche seit über 60 Jahren dort vermodern. Wir fanden eine Bleistiftnotiz aus dem Jahre 1928, aber auch Luftsäuberungsmaschinen in den Bunkern, die vor Bomben im zweiten Weltkrieg schützen sollten und auch schützten.

Photos rekonstruierten gelungene Fluchtversuche über die Tunnel. Aber auch die trostlose Bewachung leerer Bahnhöfe, Türen oder Tunnel aus Angst, dass über diesen Weg weitere DDR-Bürger "rübermachen" würden.

Ein kleines Highlight war der letzte Bunker, eigentlich ein ca. 450 m langer Tunnel, der aber in zwei Bunker geteilt wurde. Er stand unter Wasser, sodass die gesamte Gruppe von ca 45 Personen Gummistiefel ausgeteilt bekam, quasi über einen Gulli hinunterstieg (nix für sehr große und/oder korpulente Personen) und nur anhand unserer mitgebrachten Taschenlampen etwas sahen. Per, danke nochmal für die Leihgabe der sehr gut funktierenden Taschenlampen! :-)
Es war eng, dunkel, nass ... und wer wie ich filmgeschädigt ist, vermutet in den kleinen engen Räumen Gruseliges. Uuuuaaaaaahhhhhh.
Lange Flure, an denen rechts und links 6 qm-Zimmer lagen. In diesen Zimmern standen Betten für Mütter und Kinder während der Bombardements bereit. Gebaut für ca 550 Personen, wurde dieser Bunker letztlich von ca 10.000 genutzt. Das kann mich sich gar nicht annähernd vorstellen.

Leider habe ich keine Photos gemacht. Also stellt Euch an dieser Stelle einfach rostige Maschinen, mauersteinsichtbare Wände und eine Gruppe eingemummter staunender Menschen vor, die wild mit den Taschenlampen in alle Richtungen wedeln.

Ich kann diese Tour als besonderes Highlight eines Berlinbesuches - Drivi, falls es doch noch bei Euch klappt ;-) empfehlen. Es werden thematisch unterschiedliche Führungen angeboten: http://berliner-unterwelten.de/

9. Oktober 2009

Usedom

Am Donnerstag Zugfahrt nach Usedom: Seebad Ahlbeck. Es regnete bei unserer Abfahrt in Strömen. Als wir aus dem Zug stiegen, schien die Sonne. So fängt der Urlaub ideal an ;-)

Wunderschön sind die Häuser hier aus der Bismarckära. Man hat fast das Gefühl, in einer anderen Zeit zu sein. Gleich kommen einige Damen in weiten Röcken und mit Spitzenschirmen aus den verzierten Jugendstilvillen, um über die Alleen entlang der Ostsee zu flanieren. Zahlreiche Cafe-Häuser laden zum Verweilen ein. Oder man geht direkt zum Strand und genießt die Brise frischen Wind, läßt Drachen steigen, läuft von einem Seebad zum nächsten, bestaunt die Seebrücken ….

Natürlich haben wir Fisch gegessen. Frischer und schmackhafter geht es kaum ;-) Und der Strand lädt zu langen Spaziergängen ein. Geht man nach links, können die anliegenden Kaiserbäder Heringsdorf und Bansin abgelaufen werden. Zurück sind wir über die Promenade gelaufen (am Strand zu laufen strengt doch ganz schön an, weil man die Füße wegen dem Sand richtig anheben muß ;-) Man kann aber auch die Usedomer Bäderbahn UBB nehmen oder eine Pferdedroschke oder das Fahrrad oder den Bus .... Geht man nach rechts, betritt man nach ca 2 km polnischen Boden und kann sich die Stadt Swinemünde, im polnischen Świnoujście anschauen. Eben auch eine Stadt im Bäderbadstil.

Udedom ist defintiv auch außerhalb der Saison eine Reise wert!

Apropos andere Zeit: wir drücken den Altersdurchschnitt enorm. Es ist Rentnerreisezeit...?

Schloss Charlottenburg

Mittwochs ... im Schloßpark Charlottenburg
herumgebummelt. Siehe Photos ;-)
Ein schöner Urlaubstag.

Und die Erkenntnis gewonnen, dass es in Berlin zahlreiche Arkaden gibt: Schloßarkaden in Willmersdorf, Spandauarkaden, Potsdamer Platz-Arkaden, Gropiusarkaden .....

Bendlerblock und Willy-Brandt-Haus


Am Dienstag (06.10.) gingen die kulturellen Besichtigungen weiter: Am Vormittag besuchten wir das Verteidigungsministerium. Eigentlich schlossen wir uns einer Gruppe an, die in einer Partei war, welche kürzlich die Wahlmehrheit erhalten hat (von gewinnen zu sprechen wäre wohl zu viel). Und zum Zweiten eigentlich, wir besuchten überhaupt nicht das Gebäude, sondern nur einen Raum im Verteidungsministerium, nachdem wir ausführlich - wie am Flughafen - kontrolliert wurden. In diesem Raum stand uns ein Leutnant zur Verfügung, der Fragen beantwortete und einen Film zeigte. Leider erzählte er zu wenig über die Geschichte des Hauses (Bendlerblock) und zuviel über die Außeneinsätze der Deutschen Bundeswehr. Erschreckenderweise wußten viele Besucher nicht, dass diese Einsätze nicht von der Heeresführung oder dem Verteidungsminister, sondern durch Abstimmung im Deutschen Bundestag legitimiert sind. Ja, unsere gewählten Volkvertreter, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages schicken die Soldaten auf sog. Auslandseinsätze. Betont werden muss dabei, dass Deutschland nicht im Krieg ist! Der Leutnant wiederholte oft, dass die Bundeswehr sich seit 1994 in einem Prozess befindet, Transformation genannt. Kurz zusammengefaßt, die Bundeswehr transformiert sich seit 15 Jahren hinsichtlich ihrer Aufgabe von der reinen Landesverteidigung zu den sog. außerkrieglichen Auslandseinsätzen als Beihilfe für die Bündnispartner, besondern die USA seit dem 11.09.2001! Wenn ich jetzt über mein persönliches Unwort des Jahrhunderts (Terrorgefahr) und eine prophezeihte Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen in Deutschland schreibe, würde dieser Blog ausufern.....
Übrigens haben wir den Verteidungsminister Jung kurz gesehen, der sich mit der Besuchergruppe photographieren ließ. Das war wohl auch ein Grund für den Wegfall des geschichtlichen Teils der Führung ... aus Zeitgründen. Schade. Dadurch war der Besuch im Verteidungsministerium für uns nicht spannend und nicht wirklich empfehlenswert.

Wer in Eigenregie mehr zum Bendlerblock und seiner Geschichte lesen will, sei auf Wikipedia verwiesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Bendlerblock. Der Gebäudekomplex war bereits Sitz der kaiserlichen Marineämter, und später des ersten Reichswehrministers Gustav Noske in der Weimarer Republik. Auch Hitler hatte seine Heeresführung hier einquartiert; unter anderem arbeitete hier auch Oberst Stauffenberg. Nach seinem mißlungenen Attentatsversuch wurde er nebst Mitstreiter in einem der Höfe durch Erschießen exekutiert. Tja, und nun sitzt die Bundeswehr in diesem Gebäudekomplex (sie betont dabei allerdings bevorzugt als geschichtlichen Hintergrund den Widerstand des 20. Juli 1944 und rückt den Rest der Nutzung , unter anderem im Nationalsozialismus in den Hintergrund...)

Nachmittags hatten wir Kontrastprogramm und besuchten das Willy-Brandt-Haus. Hier war im Nachgang zu den Bundestagswahlen die Stimmung verständlicherweise etwas gedrückt. Die Büste von Willy Brandt ist sehr beeindruckend. Sie hat viele Kerben und ist aus Bronze und Kreide hergestellt. Er hat eine Haltung, als ob er mitten im Gehen wäre. Sehr lebendig.
Das Haus selbst ist architektonisch interessant. Ähnlich wir im Bundespräsidialamt hat es zahlreiche Fenster, welche viel Licht hereinlassen und eine klare Struktur ohne Schnörkel. Außerdem ist auch die Geschichte wieder interessant: Die SPD wurde wohl 1963 von Lasalle gegründet. Sie hatte ihre Parteizentrale auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Allerdings ist das Haus im zweiten Weltkrieg ausgebombt worden und die Partei verkaufte das Grundstück nach Kriegsende, als der Regierungssitz nach Bonn verlegt wurde. Sie zog mit. Mit dem Umzug des Regierungssitzes zurück nach Berlin in den 90iger Jahren zog die Partei wieder zurück. Da auf dem verkauften Grundstück bereits Wohnhäuser (zur Eindämmung der gravierenden Wohnungsnot nach dem Weltkrieg in der zerbombten Stadt) standen, kaufte die SPD ein Grundstück in der Nähe ihre Ursprungsortes und baute dort ihren neuen Parteisitz.
Interessant fand ich auch, dass die SPD als einzige Partei 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Welch Mut und Rückgrad zu dieser Zeit. Meinung in der Partei und Abstimmung waren kongruent. Aber wie gesagt, war.


8. Oktober 2009

Bellevue

Eine Führung im Bundespräsidialamt und dem Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten .. ist intessant, aber nicht unentbehrlich. Bellevue wurde im zweiten Weltkrieg komplett zerstört, 1959 wieder aufgebaut, allerdings aufgrund der Teilung Deutschlands und der Verlegung des Regierungssitzes von Westdeutschland nach Bonn nicht genutzt, sodass es arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Mit dem Umzug des Regierungssitzes zurück nach Berlin wurde es wieder restauriert und seit Herzog benutzt. Er wohnte mit seiner Frau noch darin (Wasser gab es immer, Strom ab und zu), alle nachfolgenden Bundespräsidenten benutzen Bellenue rein geschäftlich. Die Räume orientieren sich am ursprünglichen Stil, sind aber sehr schlicht eingerichtet. Das Mobiliar und die Bilder sind Leihgaben. Auch ist das Gebäude recht schmal, sodass gerade mal zwei Räume zu durchschreiten sind, um auf der Parkseite wieder herauszukommen. Oder man durchschreitet nur die Eingangshalle ;-)

Beeindruckend ist auch das Bundespräsidialamt. Äußerlich wirkt es durch den grauen Stein häßlich und als ob es sich hinter Bäumen im Tiergarten versteckt. Innen ist es hell, modern, offen und schlicht. Ein durchaus gelungener Bau.


Auf Kultur folgt Arbeit, denn meine Arbeitsgemeinschaft im Verwaltungsgericht. Etwas wehmütig wurde mir bewußt, dass ich nächste Woche zum letzten Mal AG in Berlin haben werden. Aber ich freue mich auch meine Kollegen in Aachen. :-)


Die Riesen kommen ... zum Deutschlandfest nach Berlin

Die Riesen waren im Wochenende in Berlin. Es war ein interessantes Spektakel. Faszinierend war besonders, wie die Riesenpuppen durch Menschen in samtenen roten Frackanzügen kraftvoll anhand von Schnüren bewegt wurden. Das Video zeigt, dass ein Laufen nur möglich war, weil gleichzeitig zwei Menschen vom Puppenkran gesprungen sind .. übrigens schreibe ich Menschen, weil Männer sowie Frauen die Puppenspieler waren.
Vor den Puppen kam ein Wagen, der regelmäßig mit einer Kanone Papier und Postkarten herausschoss. Die Postkarten waren Kopien von Postkarten zwischen Ost- und Westdeutschen.
Dann kann das Mädchen, bekleidet mit einem gelben Regenmantel und Hut; zuerst in einen Boot fahrend, später selber laufen. Anschließend der Vater in einem Taucheranzug. Er saß zuerst in einem Fischernetz und lief auch später selbst.

1. Oktober 2009

Keine Langeweile

Langweilig ist es hier definitiv nicht. Letzte Woche wurde ich mit in die Aservatenkammer genommen. Schnappmesser, Pistolen .. und was die Leute so mit in das Reichstagsgebäude nehmen wollen, aber am Eingang abgeben mußten, archivieren. ;-)

Gestern war ich bei Gericht um zu recherchieren und verfolgen, wie ein Strafantrag durch den Bundestag ausgeht...

Heute war ich mit der Referatsleiterin bei festlichen Aktivitäten in der Polizeifachhochschule Oranienburg im Lande Brandenburg. Um exakt 07:40 Uhr holte uns der Fahrdienst ab.
Um im Polizeidienst aufzusteigen, muss man diese FH besuchen und die Prüfungen bestehen. Interessant ist, dass sie direkt neben dem Konzentrationslager Sachsenhausen steht. Die Gebäude waren einst zum Teil Unterkünfte der SS, von 1945 bis 1950 beherbergten sie die Rote Armee, danach die NVA. Das Geländer war also schon immer militärisch belegt. Neidisch war ich auf die Abschlussfeier, die den Absolventen bereitet wurde. An der Universität gibt es das leider nicht, da über das gesamte Jahr verteilt Abschlussprüfungen stattfinden. Auch gibt es keinen sog. Klassenverband. Und damit ach keine Abschlussfeiern; man bekommt seinen Abschlussurkunde für jahrelanges Lernen anonym per Post zugeschickt. Seufz.
Neidisch macht auch der Campus und seine moderne Ausstattung. Aber schließlich ist die Einrichtung auch neu; der Standort wurde erst 2006 in Betrieb genommen. Der heute verabschiedete Jahrgang war der erste an diesem Standort, und (aufgrund des Bologna-Prozesses) der letzte mit einem Diplom-Abschluss. Der Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, war ebenfalls anwesend und Festredner.; neben weiteren u.a. aus dem Innenministerium des Landes Brandenburg und meiner Delegation aus dem Deutschen Bundestag. Da die Studierenden aus dem Land Brandenburg, Berlin und dem Deutschen Bundestag kamen, waren zahlreiche Vertreter dieser Länder anwesend, um ihre neuen Spitzenkräfte abzuholen.

Gleich nach der Rückkehr haben wir uns eine Versammlung angeschaut, an in den letzten Tagen emsig gearbeitet wurde. Es ist tatsächlich spannend, am Schreibtisch bearbeitete Veranstaltungen vor Ort mitzuerleben.
Und ich habe die neue Referendarin kennengelernt. Sie hat eine Führung über das Gelände erhalten, wie wohl jeder neue Referendar hier. Ich habe mich gleich rangehängt und meine Führung nachgeholt. Im Nachhinein hätte ich mir so manche langen Wege in meinen ersten zwei Wochen ersparen können. Seufz.

Und kurz vor Feierabend bekam ich juristische Arbeit, nämlich die Fertigung einer Klageerwiderung. Natürlich ein Eilverfahren. Leider bin ich morgen aufgrund meines Lerntages nicht da, um zu erfahren, ob einige der Argumente den Richter/in überzeugen.... irgendwann gegen 19:00 Uhr bin ich gegangen. Auf Wunsch meiner Chefin. Im Ergebnis war der Tag laaaaang. Interessant, aber lang.

Vorsatz für morgen: tagsüber etwas essen. ;-)