Eigentlich fing der Tag nicht sooo gut an. Gegen 05:00 Uhr wurde ich aus dem Bett gerüttelt, weil vor meinem Fenster ein unglaublich lautes Gewitter tobte.
Aber, ich habe den Tag überlebt. Gut, ich bin erledigt. Aber das war zu erwarten. Ich bin kurz vor acht aus dem Haus, als Martha noch schlief und nahm den Bus. Der Regen hatte aufgeh ört. Viel zu früh war ich im Büro, aber mein Anwalt, Mr. Anthony Chapman, war bereits im Haus und führte mich ein. Ganz nebenbei drückte er mir Merchandisingartikel der Kanzlei in die Hand. Die Wasserflasche kann ich ganz gut gebrauchen. An die Leute, denen er mich vorstellte, kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es waren zu viele.
Nun, die Kanzlei ist, wie man im Englischen so schön sagt: huge. 60 Anwälte. Dazu kommen Sekretärinnen, Mitarbeiter, 10 Jurastudenten, 6 Referendare und ich, als ausländische Referendarin. Das Ganze ist im Tower 1 auf den Etagen 11 bis 13 verteilt. Jeder hat ein Büro. Ich teile mir eines mit einer Jurastudentin im ersten Jahr, Laura. Sie wirkt recht taff und spricht recht schnell. Zumindest manchmal für mich. :-)
Nun, als Neuankömmlinge hatten wir eine Computereinführung und natürlich funktionierte nicht alles so, wie es sollte. :-) Aber die PC-Leute sind schnell erreichbar und haben es hinbekommen. Zum Lunch sind wir in die Mall auf der anderen Straßenseite gegangen. Dort gab es unzählige Essstände für die Büroleute hier. Es war richtig voll. Heute gab es Asiatisch für 4,50 Dollar im Angebot. :-) Und wir trafen Lauras Schwiegermutter, die in einem der anderen Gebäude arbeitet.
Nachmittags erkundeten wir unseren Schreibtisch: Telefon einrichten und Anrufbeantworter besprechen. Emails checken. Schreibblöcke und Stifte inspizieren. Es gibt einen Block, in den ich eintragen muss, wie lange ich an einem Fall und woran genau gearbeitet habe, damit die Stunden dem Mandanten ggf. in Rechnung gestellt werden können.
Ich bin einfach überwältigt und beeindruckt: Ich habe eine Telefondurchwahl, eine eigene Emailadresse, Visitenkarten kommen noch ... Laura las in einer Akte, die ihre Anwältin ihr gab. Sie wird sie "beschatten" in den nächsten sieben Wochen, d.h. den Alltag erleben durch mitgehen und schauen, bevor sie eigene Rechercheaufgabe erhält. Ich habe von Tony vier Bücher über kanadisches Recht bekommen. Die werde ich nicht schaffen, komplett durchzulesen. Definitiv nicht. Und nachmittags rief eine Anwältin an und gab mir bereits Übersetzungen. Es läuft an. Ich muss mich in den nächsten Tagen mit den Anwälten bekannt machen, damit sie mir interessante Aufträge geben.
Später am Nachmittag habe ich dann ordentlich abgebaut. Meine Aufnahmefähigkeit verringerte sich enorm. An englisch Sprechen war gar nicht zu denken. Es kamen nur Brocke heraus.
Aber alle sind sehr freundlich und geduldig mit mir. Sogar die Putzfrau hat mir heute morgen alles Gute gewünscht, als ich auf der Toilette meine Turnschuhe in Büroschuhe tauschte.
Gegen fünf war der Arbeitstag zu Ende. Bis ich aber draußen war, ist noch locker eine halbe Stunde vergangen. Die Wege sind nunmal länger. Obwohl ich so müde war, bin ich dennoch nach Hause gelaufen. Nach meiner neuen Uhr habe ich 40 Minuten für den Weg gebraucht. Und es geht dabei ordentlich bergauf. Vielleicht hätte ich den Brustgurt umlegen sollen, um den sportlichen Effekt zu bewerten. :-)
Jetzt sitze ich auf meinem Bett. Martha sitzt am Computer in ihrem Zimmer. Es ist eine freundliche Atmosphäre in diesem Haus. Es wird viel gelacht. Gestern haben wir unser Essen zusammengeschmissen und gemeinsam etwas gekocht. Heute teilten wir uns mein Popcorn und ihre Ricecrispies. Martha strahlt viel Lebenlust und Lebensfreude aus.
Gut, das wars für heute.
Heute geht ein besonderer Gruß an Nadine!
Danke für das Geburtstagsgeschenk. Du bist die beste und kreativste Verpackerin, die ich kenne ;-)
ps: habe am Sonntag meinen Sitznachbarn aus dem Flugzeug wiedergetroffen. Andreas, der Maschinist der Roald Amundsen. Das ein Tall Ship auf dem Wege nach Chicago und dann zurück nach Deutschland. Die interessante Geschichte kann man auf der Homepage nachlesen: http://www.sailtraining.de/toernplan.html
So hatte ich die Gelegenheit, das mehrmastige Segelschiff auch mal von innen zu besichtigen. Zur Zeit sind um die 40 Mann Besatzung an Bord.
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