4. August 2010

Arbeit, Freitag, langes Wochenende

Ich schreibe stets ueber die Ausfluege und Unternehmungen, sodass der Eindruck entstehen koennte, dass ich sonst nichts mache. Also, ich bin in der Woche tagsueber in der Kanzlei. Manche Tage sind hektisch, andere – wie heute der Freitag – sehr entspannt. So war ich in dieser Woche 2x bei Gericht. Im sog. Chambers werden die Antraege relativ schnell abgehandelt. Der Termin beginnt um 09:30 h und ausser dem Richter weiss niemand, in welcher Reihenfolge die Antrage und Akten behandelt werden. Richter kann man in Kanada uebrigens erst werden, nachdem man mindestens 15 Jahre als Anwalt gearbeitet hat.

Wenn der Richter eintritt, stehen alle auf und setzen sich erst, wenn er oder sie es sagt. Obwohl das kanadische Rechtssystem sich am englischen orientiert, traegt hier keiner einer Peruecke oder Robe (ich glaube, diese Tradition wird nur in den obersten Gerichten noch praktiziert). Trotzdem gelten strenge Regeln: man hat ordentlich gekleidet zu erscheinen, d.h. keine aufdringlichen Farben und keine Schuhe, in denen man die Zehen sehen kann. Spricht man mit dem Richter, muss man immer aufstehen. Verlaesst man den Raum, waehrend der Richter noch taetig ist, dreht man sich kurz vor der Tuer zum Richtertisch und verbeugt sich leicht, als Respektsgeste.
Das klingt alles sehr streng, aber der Umgang untereinander ist sehr freundlich und locker. Als wir eintraten, waren bereits einige Anwaelte da. Sie sassen in den drei Tischreihen, hatten ihre Akten bereits ausgepackt und unterhielten sich untereinander. Hinter diesen Tischreihen gibt es noch hinter einer Art Zaun zwei Stuhlreihen fuer Zuschauer. Vor den Tischen sitzt erhoeht die Assistentin des Richter vor ihrem Computer. Aenderungen werden so direkt vor Ort eingearbeitet oder eingetragen. Nochmals erhoeht sitzt der/die Richter/in.

Wie die Faelle bearbeitet werden, entscheidet der Richter. Manche sortieren nach Schwierigkeitsgrad, so werden die klaren Antraege bewilligt und die Antraege, bei denen Nachfragen bestehen, nach hinten in die Liste geschoben. Unser Richter in dieser Woche hat die Faelle nach Inhalten sortiert und Vollstreckungsantraege kamen als letzte dran. Ausserdem hat er nach Alter sortiert, sodass ich wir ziemlich die Letzten waren, denn Glenn, den ich begleitet habe, ist erst einige Jahre im Geschaeft und einer der Juengeren.

Auch hier passieren Pannen, denn einmal ist eine Aktennummer in einem Dokument vertauscht worden. Das konnte aber schnell geklaert werden. Ein anderes Mal fehlten Begruendungen im Antrag. Aber der Richter hat das freundlich und bestimmt aufgeklaert.

Ach, und der Richter wird mit Mylord sowie die Richterin mit Mylady angesprochen werden.

Was ich sonst so treibe? In dieser Woche habe ich Unterlagen vorbereitet fuer die Vollstreckung eines deutschen Urteils hier in Kanada. Dazu muss das Urteil erstmal beim Gericht in Nova Scotia anerkannt werden. Ich habe mich mit Einwanderungsrecht beschaeftigt und recherchiert, welche Voraussetzungen zwingend notwendig sind. Dann habe ich endlich meinen Artikel ueber das Erbrecht in Nova Scotia beendet.

So, jetzt muss ich mit der Aufzaehlung aufhoeren.... sorry. Euch ein schoenes Wochenende!
Wir haben Montag frei, da die Gruendung von Halifax gefeiert wird. Yippieh.

PS. Habt Nachsicht mit meinen Umlauten. Ich habe doch keine auf Arbeit.... und langsam stellen sich Schwierigkeiten ein, auf meinem Notebook zu schreiben, weil da irgendwie das Y und Z vertauscht sind... :-) Euch zu Hause wuensche ich ein schoenes wochenende. 

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