21. Juli 2010

Roadtrip vom South Shore zum North Shore

Am Wochenende war ich auf einem Roadtrip. Am Freitag abend ging es los. Freundlicherweise bekam ich eine Campingausrustung von einer Kollegin geborgt. Im Auto sassen: Nastasja aus Erker (bei Berlin), also Deutschland, Charlotte aus Frankreich, Aline aus Frankreich und ich. Wir Deutsche vorn im Auto, die anderen beiden Mädels hinten. Am Freitag wurde jeder eingesammelt. Ich war die Letzte. Schnell noch in den Supermarkt und Proviant eingekauft und dann ging es schon los. Unser erster Stop war in bzw an Peggys Cove. Das ist ein Leuchtturm auf der Inselspitze. Das Photo habe ich bereits gestern in den Blog gesetzt. Ihr kennt dieses Bild sicher mit Sonne und Meer im Hintergrund. Wir hatten Nebel und leichten Regen. Deshalb leider keinen sichtbaren Sonnenuntergang. Aber genau fur dieses Wetter gibt es ja Leuchttürme. 
Weiter ging es entlang des Meeres auf der Leuchtturmroute in Richtung Lunenburg. Ein bekannter Ort, der für seine farbenfrohen Holzhäuser bekannt ist. Wir haben diesen Ort einfach mal ausfallen lassen, denn es war bereits dunkel und immer noch neblig. Wir sind weiter Richtung Liverpool gefahren (und damit meine ich nicht das in England) und haben auch den berühmten Mahone Bay hinter uns gelassen. Hinter Liverpool haben wir unser Zelt fur die erste Nacht am Carters Beach http://maps.google.ca/maps?hl=en&q=halifax&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wl aufgeschlagen. Bei Lagerfeuer und Marschmellows genossen wir das Ende des Tages. Es war warm, ca 20 Grad. Wir konnten das Meer rauschen hören (wenn auch nicht sehen). Leuchttürme von drei Seiten sendeten regelmäßig Leuchtzeichen. Wunderbar.  

Am nächsten Morgen gingen Nastasja und Charlotte im Meer baden. Mir war es doch zu kalt. Das Lagerfeuer wurde wieder entfacht und es gab Pancakes zum Frühstuck. Für alle, die sich jetzt wundern, wie wir das geschafft haben: Feuer etwas herunterbrennen lassen, ein Gitter auf die Steine legen, die wir um das Feuer gelegt haben, Pfanne darauf und los gehts. Ich habe keine Ahnung, womit sie den Teig angerührt haben, denn wir hatten keine Löffel dabei (dafür ein Messerset ;-)... aber sie schmeckten herrlich. Pur, Mit Rasberrymarmelade oder mit Ahornsirup. Nach dem ausgiebigen Frühstück war der Morgennebel verflogen und wir hatten einen wunderbaren Blick auf die vor uns liegende Port Mouton Insel.
Wir hatten uns viel Zeit gelassen, sodass wir erst gegen Mittag weiterfuhren. Zurück nach Liverpool und dann den Highway 8 hinauf nach Annapolis Royal, vom South Shore/Südstrand zum North Shore/Nordstrand. Auf halbem Weg, am Rande des Kejimkujik Nationalparkes, machten wir Stop und fanden einen Park mit Grillmöglichkeit, um unser Fleisch, dass wir Freitag abend gekauft hatten, zu grillen. Es war sehr warm und wir wussten nicht, wie lang unsere Kühlbox bzw das Fleisch darin durchhalten würde. Wir grillten es in einem gemauerten Grill, saßen daneben auf Holzbänken und genossen den Blick auf den Park mit Fluß und die Sonne. Wie es schmeckte? Hier in Kanada sagt man „yummi“. Genauso schmeckte es. Mit Brot, Babykarotten.... einfach, aber unglaublich gut. 
Danach sind wir spontan alle vier in den Fluss vor unserer Nase gesprungen. Zur Abkühlung und zum Spass. Wir hatten ordentlich zu tun, entgegen der Strömung wieder zurück zu unserem Rastplatz zu kommen. Und es war ein kleiner Flußausläufer... 
Weiter ging es nach Annapolis. Dort stoppten wir und schauten uns das Fort an. Grüne Hügel verstecken darin eingebaute Munitionsdepots. Das Fort ist von den Franzosen, den ersten Siedlern hier, gebaut worden. Auf den Hügeln stehen noch die alten Kanonen. Und das Meer lacht aus der Ferne. Im Ort selber gibt es viele kleine farbige Holzhauser, wie sie typisch hier sind. In vielen werden Touristensachen angeboten und verkauft.  
Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu, sodass wir weiterfuhren, westlich entlang über Digby auf die äußerste schmale Insel namens Brier Island (nicht mal meine Kollegen kannten teilweise die Insel, als ich davon erzählte). Wir nahmen die East Ferry und setzten nochmals in Freeport über. Zwischendurch war die Insel so schmal, dass das Meerwasser fast auf die Strasse, auf der wir fuhren, schwappte. An einem Punkt fiel die Temperatur rapide von ca 25 auf 14 Grad, sodass Nastasja und ich uns nur anschauten und nix an die beiden nach Hinten weitergaben. Teilweise fuhren wir für wenige Minuten durch dichten Neben mit wenigen Metern Sicht, aber dann brach es auf und die Sonne strahlte wieder. Im Endeffekt kamen wir gegen 19 h auf Brier Island an. Weiter kann man nicht fahren. Dann kommt nur noch Meer. 
Jetzt mussten wir wieder einen Lagerplatz finden, was sich schwierig gestaltete, denn der Untergrund war überwiegend felsig. Wir fuhren mehrmals auf den drei Strassen dieser Insel herum auf der Suche und landeten immer nach ca 5 Minuten am anderen Ende der Insel. Letztlich fanden wir im Landesinneren eine freie und geschützte Fläche (der Wind war enorm). Und in diesem Nirgendwo stand sogar ein Plumpsklo. 
Jedenfalls konnten wir uns dann schwer entscheiden, von welchem Ende der Insel wir den Sonnenuntergang sehen wollten. Also probierten wir wieder beide aus, es waren ja keine 5 Minuten Fahrtzeit. 

Am Sonntag hatten wir einen langen Heimweg. Wir schafften es tatsächlich, die Zelte und uns innerhalb von weniger als 20 Minuten zusammenzupacken, um die stündlich fahrende Fähre zu bekommen. Frühstück gabs in Form von Sandwiches/Stullen/Butterbroten auf der Fähre. Diesmal stoppten wir in Digby, einem Fischerort. Malerisch sind die farbigen Häuser und die farbigen Boote anzuschauen. Wir sind an diesen Teil des Landes gefahren, um die Gezeiten zu sehen. Die Boote lagen auf dem Trockenen, mindestens 5 und mehr Meter unterhalb des Portes. Ein Beladen war von dort war also  zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Überhaupt waren die steinigen Strände sehr wasserarm.
Ab Parkers Cove verließen wir die größeren Straßen und fuhren direkt am Meer entlang. Der Blick hinunter aufs Meer ist unbeschreiblich schön. Cove sind die Bezeichnungen fur die kleinen Hafenorte. Einbuchtungen am Inselrand. Strände gibt es in diesem Teil eigentlich nicht, nur Steine und Hänge. Und jeder Ort erklärt stolz, dass er die größte Strömung/Gezeitenflut hat...;-)
Wir stoppten in Harbourville, einem der Fischerdörfer. Für die Touristen gibt es immer mindestens ein Restaurant und einen Souvenirladen vor Ort. Hier war es ein Schnitzelhaus. Im Souvenirladen fragt ich nach, wo man ein Lobstersandwich kaufen kann. Die Girls wollten unbedingt Lobster probieren und im Restaurant ist er sehr teuer. (Ich finde, am Meer sollte man Fisch essen. Frischer geht es nicht.)  Zuerst schrieb sie mir Telefonnummer von Fischern aus dem Umland auf, letztlich ist die freundliche Frau mit mir aus dem Laden  gegangen und zum gegenüberliegenden Fischmarkt, der eigentlich geschlossen hatte, gelaufen. Wir sind d direkt zu einem der Fischer vor Ort gegangen, der gerade da war. Er hielt uns mehrere lebende Lobster entgegen. Auf unseren Protest, dass wir gar nicht wissen, wie man Lobster zubereitet, bekamen wir von allen Seiten zu horen, dass es total einfach sei. Letztlich kauften wir 2 Lobster und bekamen eine Kochanleitung. So saßen im Auto vier Mädels aus Europa und im Kofferraum 2 Lobster in der Plastiktüte. Glücklichweise waren ihre Schaufeln zusammengebunden. Mit den Schaufeln können sie Finger brechen, so scharf sind sie.
Dann hatten wir keine Lust, auf der offiziellen Strasse zum Highway zu fahren, um dann wieder zurück ans Meer nach Halls Harbour, einem weiteren Stop auf unserer Liste, zurückzukehren. Also fuhren wir mit unserem Jeep auf sandigen Nebenstrassen. Natürlich waren diese nicht auf meiner Karte eingezeichnet (da diese Wege nur im Sommer befahrbar sind) und natürlich stimmte die Wegbeschreibung nicht, die uns die Fischer gegeben hatten. Anstatt auf der beschriebenen Kreuzung geradeauszufahren – es gab keinen Weg geradeaus – fuhren wir nach links Richtung Meer und fanden einen Strand, an dem Einheimische den Nachmittag beim BBQ genossen. Perfekt für ein Picknick. Wir aßen die Reste aus unserer Kühlbox.
Dann ging es über Kentville und Wolfsville zurück nach Halifax. Leider war die Erdbeersaison bereits vorbei, sodass wir an keiner Farm auf dem Weg anhielten. Während der Saison kann man Erdbeeren und Blaubeeren selber pflücken und bezahlt viiiieeeell weniger als im Laden dafuü. Schade, denn Lebensmittel sind hier sehr teuer.  Und die Apfelsaison ist erst im Oktober.

Als ich zu Hause als erstes abgesetzt werden sollte, liefen wir Martha, meiner Vermieterin und Mitbewohnerin in die Arme. Wir erzählten aufgeregt von unserem Wochenende und zeigten stolz unsere Lobster. Da hat uns Martha eingeladen, gemeinsam den Lobster zuzubereiten. Wie gut, dass Martha mal einen Sommer in Maine auf einem Lobsterboot gearbeitet hat!
Hier das Rezept: Wasser aufkochen, lebenden Lobster hineinwerfen (dabei die Schaufelverschnürung lösen und sich vor den scharfen Schaufeln in Acht nehmen). Warten bis das Wasser wieder kocht (dabei das Scharren der Lobster – Todeskampf – versuchen, mit anderen Geräuschen zu übertönen), 18 Minuten kochen lassen. Die Lobster sind dann rot (und tot). Etwas abkühlen lassen und mit zerlassener Butter essen, also die Schalen stückweise aufbrechen, das Fleisch herauspulen, in Butter tunken und genießen. Yummi. Wir hatten viel Spass, gemeinsam die Lobster zuzubereiten und zu essen. Wir haben alles, wirlich  alles an dem Lobster auseinandergenommen. Selbst Martha waren einige Stellen unbekannt, die wir ausprobierten. Die Tentakel und Beine kann man aussaugen, weil ein Herauspulen des Fleisches einfach zu mühselig ist. Er schmeckte großartig. Ein perfekter Abschluß für ein verrücktes Wochenende. Mein Bauch hat vom vielen Lachen richtig weh getan....

Am Montag habe ich gemerkt, dass ich unbedingt mehr schlafen muss. Ich hatte einfach keine Zeit dafür am Wochenende. Am Abend habe ich die Mädels wieder getroffen. Ich bin begeistert, dass der Ausflug inklusive Mietauto, Sprit, Fähre, Essen und Getränke weniger als 90 CAD pro Person gekostet hat (umgerechnet ca 66 EURO). Charlotte ist nur noch eine Woche da, Nastasja nur noch 2 und ich bin auch nur noch ca 4 Wochen in Halifax, sodass wir vielleicht nächstes Wochenende nochmal auf einen Roadtrip nach PEI gehen.... Was PEI heisst? Findet es heraus! Ich werde es nächste Woche auflösen. Bin auf Eure Kommentare gespannt.

2 Kommentare: