30. Juli 2010

Arbeit, Freitag, langes Wochenende

Ich schreibe stets ueber die Ausfluege und Unternehmungen, sodass der Eindruck entstehen koennte, dass ich sonst nichts mache. Also, ich bin in der Woche tagsueber in der Kanzlei. Manche Tage sind hektisch, andere – wie heute der Freitag – sehr entspannt. So war ich in dieser Woche 2x bei Gericht. Im sog. Chambers werden die Antraege relativ schnell abgehandelt. Der Termin beginnt um 09:30 h und ausser dem Richter weiss niemand, in welcher Reihenfolge die Antrage und Akten behandelt werden. Richter kann man in Kanada uebrigens erst werden, nachdem man mindestens 15 Jahre als Anwalt gearbeitet hat.

Wenn der Richter eintritt, stehen alle auf und setzen sich erst, wenn er oder sie es sagt. Obwohl das kanadische Rechtssystem sich am englischen orientiert, traegt hier keiner einer Peruecke oder Robe (ich glaube, diese Tradition wird nur in den obersten Gerichten noch praktiziert). Trotzdem gelten strenge Regeln: man hat ordentlich gekleidet zu erscheinen, d.h. keine aufdringlichen Farben und keine Schuhe, in denen man die Zehen sehen kann. Spricht man mit dem Richter, muss man immer aufstehen. Verlaesst man den Raum, waehrend der Richter noch taetig ist, dreht man sich kurz vor der Tuer zum Richtertisch und verbeugt sich leicht, als Respektsgeste.
Das klingt alles sehr streng, aber der Umgang untereinander ist sehr freundlich und locker. Als wir eintraten, waren bereits einige Anwaelte da. Sie sassen in den drei Tischreihen, hatten ihre Akten bereits ausgepackt und unterhielten sich untereinander. Hinter diesen Tischreihen gibt es noch hinter einer Art Zaun zwei Stuhlreihen fuer Zuschauer. Vor den Tischen sitzt erhoeht die Assistentin des Richter vor ihrem Computer. Aenderungen werden so direkt vor Ort eingearbeitet oder eingetragen. Nochmals erhoeht sitzt der/die Richter/in.

Wie die Faelle bearbeitet werden, entscheidet der Richter. Manche sortieren nach Schwierigkeitsgrad, so werden die klaren Antraege bewilligt und die Antraege, bei denen Nachfragen bestehen, nach hinten in die Liste geschoben. Unser Richter in dieser Woche hat die Faelle nach Inhalten sortiert und Vollstreckungsantraege kamen als letzte dran. Ausserdem hat er nach Alter sortiert, sodass ich wir ziemlich die Letzten waren, denn Glenn, den ich begleitet habe, ist erst einige Jahre im Geschaeft und einer der Juengeren.

Auch hier passieren Pannen, denn einmal ist eine Aktennummer in einem Dokument vertauscht worden. Das konnte aber schnell geklaert werden. Ein anderes Mal fehlten Begruendungen im Antrag. Aber der Richter hat das freundlich und bestimmt aufgeklaert.

Ach, und der Richter wird mit Mylord sowie die Richterin mit Mylady angesprochen werden.

Was ich sonst so treibe? In dieser Woche habe ich Unterlagen vorbereitet fuer die Vollstreckung eines deutschen Urteils hier in Kanada. Dazu muss das Urteil erstmal beim Gericht in Nova Scotia anerkannt werden. Ich habe mich mit Einwanderungsrecht beschaeftigt und recherchiert, welche Voraussetzungen zwingend notwendig sind. Dann habe ich endlich meinen Artikel ueber das Erbrecht in Nova Scotia beendet.

So, jetzt muss ich mit der Aufzaehlung aufhoeren.... sorry. Euch ein schoenes Wochenende!
Wir haben Montag frei, da die Gruendung von Halifax gefeiert wird. Yippieh.

PS. Habt Nachsicht mit meinen Umlauten. Ich habe doch keine auf Arbeit.... und langsam stellen sich Schwierigkeiten ein, auf meinem Notebook zu schreiben, weil da irgendwie das Y und Z vertauscht sind... :-) Euch zu Hause wuensche ich ein schoenes wochenende. 

Prince Edwards Island

Lighthouse at West Point, PEI
Hier ist die Auflösung: PEI steht für Prince Edwards Island. So wird die Insel hier genannt. Letztes Wochenende war ich wieder mit den Mädels dort unterwegs. Hier die Highlights: Fähre vom Festland auf die Insel. Anderthalb Stunden auf dem Wasser. Ich habe auf eine der ersten Fähren gedrängt, und  trotzdem waren wir erst gegen Mittag auf der Insel. Dann ging es nach Charlottetown, einen Städtchen mit schönen alten Straßenzügen. In der Altstadt waren in den zahlreichen bunten Häusern Geschäfte für Touristen. Direkt nach Charlottetown haben wir gestoppt: am Ursprungsort des berühmten Eises namens Cow, an der Eisfabrik. Für eine Führung reichte die Zeit leider nicht. Eine Kostprobe vor Ort war aber drin. Da es so warm war, sind wir zum nächsten Strand gefahren. Das besondere ist hier, dass die Strände rot sind. Grund ist der lehmige Boden. Und das Wasser ist sehr flach. Wir mußten ziemlich weit laufen, um schwimmen zu können. Aber dafür war das Meerwasser warm. Während Aline und ich noch trockneten, warfen Nastasja und Charlotte den Grill an. Steaks am Meer -  unbeschreiblich!
 
Wir haben viel Zeit am Strand verbracht, sodass wir wieder nicht die Zeltl bei Tageslicht aufbauen konnten. Vielmehr sind wir zum West Point Leuchtturm gefahren und haben den Sonnenuntergang am Meer beobachtet.  
Dafür gab es später wieder ein Lagerfeuer und wir saßen bis in die Nacht.  Umso erstaunter waren wir, als uns Regentropfen am nächsten Morgen weckten. Die Zelte waren schnell zusammengebaut. Leider mußte das Frühstück (Pancakes) ausfallen, und wir sind im Zickzack an einem verregneten Sonntag singend nach Hause gefahren..... 

21. Juli 2010

Sonnenuntergang auf Brier Island

Ich bin kein Profi, aber hier ist ein Versuch, den Sonnenuntergang auf Brier Island einzufangen.... Das Photo soll Euch etwas entschädigen, dass ich in dieser Woche schwer zu erreichen bin: morgen, Mittwoch, bin ich mit einer Anwältin im Außenbüro in Sheet Harbour und habe keine Ahnung, wann wir zurück in Halifax sein werden. Wir müssen über 100 km fahren. Donnerstag treffe ich nach der Arbeit die Kollegen und alle Studenten und Referendare gehen einen trinken. Freitag habe ich nach der Arbeit ein Softball Game (beim letzten Mal habe ich mich Catcher ganz gut geschlagen) und dann werde ich bereits aufgelesen und es geht nach PEI zum Wochenende (es ist Gewitter für Samstag angesagt, aber nunja....). 
Ich bin also im Moment nur  tagsüber per Email auf Arbeit erreichbar. Oder wieder voraussichtlich ab Montag nächster Woche. Sorry.

Roadtrip vom South Shore zum North Shore

Am Wochenende war ich auf einem Roadtrip. Am Freitag abend ging es los. Freundlicherweise bekam ich eine Campingausrustung von einer Kollegin geborgt. Im Auto sassen: Nastasja aus Erker (bei Berlin), also Deutschland, Charlotte aus Frankreich, Aline aus Frankreich und ich. Wir Deutsche vorn im Auto, die anderen beiden Mädels hinten. Am Freitag wurde jeder eingesammelt. Ich war die Letzte. Schnell noch in den Supermarkt und Proviant eingekauft und dann ging es schon los. Unser erster Stop war in bzw an Peggys Cove. Das ist ein Leuchtturm auf der Inselspitze. Das Photo habe ich bereits gestern in den Blog gesetzt. Ihr kennt dieses Bild sicher mit Sonne und Meer im Hintergrund. Wir hatten Nebel und leichten Regen. Deshalb leider keinen sichtbaren Sonnenuntergang. Aber genau fur dieses Wetter gibt es ja Leuchttürme. 
Weiter ging es entlang des Meeres auf der Leuchtturmroute in Richtung Lunenburg. Ein bekannter Ort, der für seine farbenfrohen Holzhäuser bekannt ist. Wir haben diesen Ort einfach mal ausfallen lassen, denn es war bereits dunkel und immer noch neblig. Wir sind weiter Richtung Liverpool gefahren (und damit meine ich nicht das in England) und haben auch den berühmten Mahone Bay hinter uns gelassen. Hinter Liverpool haben wir unser Zelt fur die erste Nacht am Carters Beach http://maps.google.ca/maps?hl=en&q=halifax&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wl aufgeschlagen. Bei Lagerfeuer und Marschmellows genossen wir das Ende des Tages. Es war warm, ca 20 Grad. Wir konnten das Meer rauschen hören (wenn auch nicht sehen). Leuchttürme von drei Seiten sendeten regelmäßig Leuchtzeichen. Wunderbar.  

Am nächsten Morgen gingen Nastasja und Charlotte im Meer baden. Mir war es doch zu kalt. Das Lagerfeuer wurde wieder entfacht und es gab Pancakes zum Frühstuck. Für alle, die sich jetzt wundern, wie wir das geschafft haben: Feuer etwas herunterbrennen lassen, ein Gitter auf die Steine legen, die wir um das Feuer gelegt haben, Pfanne darauf und los gehts. Ich habe keine Ahnung, womit sie den Teig angerührt haben, denn wir hatten keine Löffel dabei (dafür ein Messerset ;-)... aber sie schmeckten herrlich. Pur, Mit Rasberrymarmelade oder mit Ahornsirup. Nach dem ausgiebigen Frühstück war der Morgennebel verflogen und wir hatten einen wunderbaren Blick auf die vor uns liegende Port Mouton Insel.
Wir hatten uns viel Zeit gelassen, sodass wir erst gegen Mittag weiterfuhren. Zurück nach Liverpool und dann den Highway 8 hinauf nach Annapolis Royal, vom South Shore/Südstrand zum North Shore/Nordstrand. Auf halbem Weg, am Rande des Kejimkujik Nationalparkes, machten wir Stop und fanden einen Park mit Grillmöglichkeit, um unser Fleisch, dass wir Freitag abend gekauft hatten, zu grillen. Es war sehr warm und wir wussten nicht, wie lang unsere Kühlbox bzw das Fleisch darin durchhalten würde. Wir grillten es in einem gemauerten Grill, saßen daneben auf Holzbänken und genossen den Blick auf den Park mit Fluß und die Sonne. Wie es schmeckte? Hier in Kanada sagt man „yummi“. Genauso schmeckte es. Mit Brot, Babykarotten.... einfach, aber unglaublich gut. 
Danach sind wir spontan alle vier in den Fluss vor unserer Nase gesprungen. Zur Abkühlung und zum Spass. Wir hatten ordentlich zu tun, entgegen der Strömung wieder zurück zu unserem Rastplatz zu kommen. Und es war ein kleiner Flußausläufer... 
Weiter ging es nach Annapolis. Dort stoppten wir und schauten uns das Fort an. Grüne Hügel verstecken darin eingebaute Munitionsdepots. Das Fort ist von den Franzosen, den ersten Siedlern hier, gebaut worden. Auf den Hügeln stehen noch die alten Kanonen. Und das Meer lacht aus der Ferne. Im Ort selber gibt es viele kleine farbige Holzhauser, wie sie typisch hier sind. In vielen werden Touristensachen angeboten und verkauft.  
Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu, sodass wir weiterfuhren, westlich entlang über Digby auf die äußerste schmale Insel namens Brier Island (nicht mal meine Kollegen kannten teilweise die Insel, als ich davon erzählte). Wir nahmen die East Ferry und setzten nochmals in Freeport über. Zwischendurch war die Insel so schmal, dass das Meerwasser fast auf die Strasse, auf der wir fuhren, schwappte. An einem Punkt fiel die Temperatur rapide von ca 25 auf 14 Grad, sodass Nastasja und ich uns nur anschauten und nix an die beiden nach Hinten weitergaben. Teilweise fuhren wir für wenige Minuten durch dichten Neben mit wenigen Metern Sicht, aber dann brach es auf und die Sonne strahlte wieder. Im Endeffekt kamen wir gegen 19 h auf Brier Island an. Weiter kann man nicht fahren. Dann kommt nur noch Meer. 
Jetzt mussten wir wieder einen Lagerplatz finden, was sich schwierig gestaltete, denn der Untergrund war überwiegend felsig. Wir fuhren mehrmals auf den drei Strassen dieser Insel herum auf der Suche und landeten immer nach ca 5 Minuten am anderen Ende der Insel. Letztlich fanden wir im Landesinneren eine freie und geschützte Fläche (der Wind war enorm). Und in diesem Nirgendwo stand sogar ein Plumpsklo. 
Jedenfalls konnten wir uns dann schwer entscheiden, von welchem Ende der Insel wir den Sonnenuntergang sehen wollten. Also probierten wir wieder beide aus, es waren ja keine 5 Minuten Fahrtzeit. 

Am Sonntag hatten wir einen langen Heimweg. Wir schafften es tatsächlich, die Zelte und uns innerhalb von weniger als 20 Minuten zusammenzupacken, um die stündlich fahrende Fähre zu bekommen. Frühstück gabs in Form von Sandwiches/Stullen/Butterbroten auf der Fähre. Diesmal stoppten wir in Digby, einem Fischerort. Malerisch sind die farbigen Häuser und die farbigen Boote anzuschauen. Wir sind an diesen Teil des Landes gefahren, um die Gezeiten zu sehen. Die Boote lagen auf dem Trockenen, mindestens 5 und mehr Meter unterhalb des Portes. Ein Beladen war von dort war also  zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Überhaupt waren die steinigen Strände sehr wasserarm.
Ab Parkers Cove verließen wir die größeren Straßen und fuhren direkt am Meer entlang. Der Blick hinunter aufs Meer ist unbeschreiblich schön. Cove sind die Bezeichnungen fur die kleinen Hafenorte. Einbuchtungen am Inselrand. Strände gibt es in diesem Teil eigentlich nicht, nur Steine und Hänge. Und jeder Ort erklärt stolz, dass er die größte Strömung/Gezeitenflut hat...;-)
Wir stoppten in Harbourville, einem der Fischerdörfer. Für die Touristen gibt es immer mindestens ein Restaurant und einen Souvenirladen vor Ort. Hier war es ein Schnitzelhaus. Im Souvenirladen fragt ich nach, wo man ein Lobstersandwich kaufen kann. Die Girls wollten unbedingt Lobster probieren und im Restaurant ist er sehr teuer. (Ich finde, am Meer sollte man Fisch essen. Frischer geht es nicht.)  Zuerst schrieb sie mir Telefonnummer von Fischern aus dem Umland auf, letztlich ist die freundliche Frau mit mir aus dem Laden  gegangen und zum gegenüberliegenden Fischmarkt, der eigentlich geschlossen hatte, gelaufen. Wir sind d direkt zu einem der Fischer vor Ort gegangen, der gerade da war. Er hielt uns mehrere lebende Lobster entgegen. Auf unseren Protest, dass wir gar nicht wissen, wie man Lobster zubereitet, bekamen wir von allen Seiten zu horen, dass es total einfach sei. Letztlich kauften wir 2 Lobster und bekamen eine Kochanleitung. So saßen im Auto vier Mädels aus Europa und im Kofferraum 2 Lobster in der Plastiktüte. Glücklichweise waren ihre Schaufeln zusammengebunden. Mit den Schaufeln können sie Finger brechen, so scharf sind sie.
Dann hatten wir keine Lust, auf der offiziellen Strasse zum Highway zu fahren, um dann wieder zurück ans Meer nach Halls Harbour, einem weiteren Stop auf unserer Liste, zurückzukehren. Also fuhren wir mit unserem Jeep auf sandigen Nebenstrassen. Natürlich waren diese nicht auf meiner Karte eingezeichnet (da diese Wege nur im Sommer befahrbar sind) und natürlich stimmte die Wegbeschreibung nicht, die uns die Fischer gegeben hatten. Anstatt auf der beschriebenen Kreuzung geradeauszufahren – es gab keinen Weg geradeaus – fuhren wir nach links Richtung Meer und fanden einen Strand, an dem Einheimische den Nachmittag beim BBQ genossen. Perfekt für ein Picknick. Wir aßen die Reste aus unserer Kühlbox.
Dann ging es über Kentville und Wolfsville zurück nach Halifax. Leider war die Erdbeersaison bereits vorbei, sodass wir an keiner Farm auf dem Weg anhielten. Während der Saison kann man Erdbeeren und Blaubeeren selber pflücken und bezahlt viiiieeeell weniger als im Laden dafuü. Schade, denn Lebensmittel sind hier sehr teuer.  Und die Apfelsaison ist erst im Oktober.

Als ich zu Hause als erstes abgesetzt werden sollte, liefen wir Martha, meiner Vermieterin und Mitbewohnerin in die Arme. Wir erzählten aufgeregt von unserem Wochenende und zeigten stolz unsere Lobster. Da hat uns Martha eingeladen, gemeinsam den Lobster zuzubereiten. Wie gut, dass Martha mal einen Sommer in Maine auf einem Lobsterboot gearbeitet hat!
Hier das Rezept: Wasser aufkochen, lebenden Lobster hineinwerfen (dabei die Schaufelverschnürung lösen und sich vor den scharfen Schaufeln in Acht nehmen). Warten bis das Wasser wieder kocht (dabei das Scharren der Lobster – Todeskampf – versuchen, mit anderen Geräuschen zu übertönen), 18 Minuten kochen lassen. Die Lobster sind dann rot (und tot). Etwas abkühlen lassen und mit zerlassener Butter essen, also die Schalen stückweise aufbrechen, das Fleisch herauspulen, in Butter tunken und genießen. Yummi. Wir hatten viel Spass, gemeinsam die Lobster zuzubereiten und zu essen. Wir haben alles, wirlich  alles an dem Lobster auseinandergenommen. Selbst Martha waren einige Stellen unbekannt, die wir ausprobierten. Die Tentakel und Beine kann man aussaugen, weil ein Herauspulen des Fleisches einfach zu mühselig ist. Er schmeckte großartig. Ein perfekter Abschluß für ein verrücktes Wochenende. Mein Bauch hat vom vielen Lachen richtig weh getan....

Am Montag habe ich gemerkt, dass ich unbedingt mehr schlafen muss. Ich hatte einfach keine Zeit dafür am Wochenende. Am Abend habe ich die Mädels wieder getroffen. Ich bin begeistert, dass der Ausflug inklusive Mietauto, Sprit, Fähre, Essen und Getränke weniger als 90 CAD pro Person gekostet hat (umgerechnet ca 66 EURO). Charlotte ist nur noch eine Woche da, Nastasja nur noch 2 und ich bin auch nur noch ca 4 Wochen in Halifax, sodass wir vielleicht nächstes Wochenende nochmal auf einen Roadtrip nach PEI gehen.... Was PEI heisst? Findet es heraus! Ich werde es nächste Woche auflösen. Bin auf Eure Kommentare gespannt.

20. Juli 2010

Peggys Cove

... im Nebel. Bei schönem Wetter kann schließlich jeder Photos machen :-)

13. Juli 2010

Regen, Regen, Regen ... aber keine Abkühlung

Der Wochenendbericht: Der Samstag fing chaotisch an, denn meine Mitfahrt tauchte nicht auf. Conor, ein Kollege aus dem Büro, wollte mich mitnehmen zum Lake Banook, wo das Dragon Boat Festival stattfand. Wir waren um 08:30 Uhr verabredet. Es war bereits nach 09:00 Uhr und wir sollten um diese Zeit vor Ort eintrudeln. Aber Conor hatte meine Adresse und Telefonnummer im Büro vergessen, wollte die Notiz morgens schnell holen und stellte überrascht fest, dass sein Schreibtisch umgezogen war. Im Büro wird im Moment umgebaut. Ständig werden Büros getauscht, geräumt …. und das auf drei Etagen.
Nun, er kam später (bekam meine Adresse telefonisch heraus ;-), und wir hatten circa 15 Minuten, bis alle für das erste Rennen zum Beladen des Bootes da sein mußten. Wir sollten uns um 09:26 Uhr einfinden. Sind keine 20 Paddler da, kann das Team nach den Regeln nicht starten. Wir fuhren bei mir gegen 09:10 Uhr los. Wir mußten einen Umweg fahren, da die Brücke um die Ecke nach Darthmouth wegen Bauarbeiten gesperrt war. Dann hatten wir keine Münzen für den Brückenzoll. Die Straße zum See war abgesperrt, sodass wir zum Sammelparkplatz fuhren, von dem Shuttlebusse alle 15 Minuten zum Fest fuhren. Der sehr entspannte Busfahrer fuhr für uns sofort. Dann mußten wir noch unser Team finden. Mehr als 50 Teams traten gegeneinander an..... wir erreichten unser Zelt um 09:22 Uhr. Genau vier Minuten vor der aboluten Deadline!
Dieses erste Rennen haben wir leider verloren. Seufz. Das lag nicht an uns. :-) Die Gegenmannschaften waren einfach zu stark, wie der Zeitvergleich zeigte.

Was genau ist eigentlich ein Dragon Boat Festival? Ein Dragon Boat ist ein Kanu, in dem 20 Paddler sitzen, die nur vorwärts kommen, wenn sie im Gleichklang paddeln. Schnell und stechend. Ein Leichtgewicht sitzt an der Spitze und schlägt eine Trommel (und versucht, das Gleichgewicht zu halten, um nicht aus dem Boot zu fallen). Die Teams waren nicht professionell, denn viele Firmen und Organisationen stellten sie (wie unsere Kanzlei, die sich das Boot mit dem Wirtschaftsprüfern von Deliotte teilten), um Geld für den Amateursport in Halifax zu sammeln.
Wer mehr über Dragon Boote wissen möchte, sei auf Wikipedia verwiesen. Das würde meinen Rahmen hier sprengen (http://de.wikipedia.org/wiki/Drachenboot

Unser Team gewann das zweite Rennen und kam so ins C-Finale, wo wir den dritten Platz belegten. Von über 50 Teams hatten wir die 12schnellst Zeit an diesem Tag (mit 01:01 Minuten) und wir haben den vierten Platz belegt beim Geldsammeln, denn das Team ersammelt insgesamt $2,000 gesammelt. Nicht schlecht, oder? Wir haben einmal geübt und aus Spaß aus der Freude mitgemacht.- Da ich im Boot saß, konnte ich schlecht Photos machen. Schaut einfach auf die Homepage http://www.dragonboat.halifax.ns.ca/Gallery/tabid/299/Default.aspx  Unser Teamname war witzigerweise "Perfect Paddlers". 
Übrigens haben Conor und ich für den Rückweg mehr als 40 Minuten gebraucht. Bad traffic, sagt man hier.


So war ich rechtzeitg zu Hause, um das Spiel Deutschland gegen Uruguay zu sehen. Eine Freude. Warum waren sie nochmal beim Halbfinale so schlecht drauf? Ärgerlich. Aber, der dritte Platz ist auch nicht schlecht.


Abends bin ich mit Emily, die ich am letzten Sonntag auf der Straße kennengelernt habe, zum Jazzkonzert gegangen. Wir hörten waschechten Chicago-Blues (ja, obwohl es ein Jazz-Festival ist).Es spielten Lurrie Bell und Keith Hallett (im Photo zu sehen), mehr unter http://halifaxjazzfestival.ca/schedule-grid 
Und wir waren die Jüngsten. Es regnete, aber war warm. Wir schlossen uns einigen Leuten an und gingen vor zur Bühne zum Tanzen. Man kann doch kein Konzert im Sitzen hören...


Der Sonntag war genauso verregnet, aber warm. Ich bin spontan mit Alexa, der mittleren Tochter von Martha, mitgefahren. Sie hat in Antiquitätenläden nach einem Tisch geschaut. Sie ist Rechtsanwältin, aber Jura war nicht wirklich ein Gesprächsthema. Sie hat mich dann nicht zu Hause abgesetzt, sondern bei der Freundin von Martha, bei der Martha an diesem Nachmittag mit ca 15 Freundinnen Bridge spielte. Ich war gestrandet, denn ohne Auto kommt man hier einfach nicht weiter. Ein Bus fuhr nicht. Als Kücken wurde ich mit Kuchen und Sandwiches gefüttert (ja, denn ein “nein. danke” überhörten die alten Damen einfach). Oh man. Aber bei dem Regen war ohnehin nichts draußen zu unternehmen. So habe ich mir das Fußballfinale angeschaut. Ein sehr zähflüssiges Spiel.
PS: Ich habe heute auf Arbeit wieder eine Zeugenbefragung mitbemacht, also still danebengesessen und mitgeschrieben. Ich bin einfach begeistert, weil Kevin, der Anwalt, will, dass ich meine Notizen diktiere und ihm ein Memo schreibe. Damit stehe ich auf demselben Level, wie ein Sommerstudent (nicht ernsthaft juristisch effektiv arbeitend, aber helfend). Und ich werde mein erstes Diktat – in meinem Leben – in englisch diktieren. Wahnsinn. Und dann habe ich auch noch einen Klu in der Akte gefunden, der den Fall zu unseren Gunsten drehen könnte.... ein toller Arbeitstag. Ich bin angekommen. Das habe ich niemals erwartet oder gehofft.

7. Juli 2010

Royal Nova Scotia International Tattoo

Am Sonntag war ich auf der Tattoo. Der Royal Nova Scotia International Tattoo. Eine Woche lang wird jeden Abend oder Nachmittag eine ca. 3stündige Show präsentiert: ein Mix aus Militärmusik, Märschen, Dudelsäcken, Musicalauszügen, Feuerwehrdemonstrationen, Fahrradjongleuren aus den Niederlanden, Tänzern aus Nova Scotia, Militärkapellen aus Belgien, Deutschland, USA, Kanada ... Artisten und Armeekorps aus mehreren Nationen und vieles mehr. Filme und Bilder könnt Ihr auf der offiziellen Homepage anschauen: http://www.nstattoo.ca/the-show/  
Ich habe zwar Photos geschossen, aber wir saßen sehr weit oben (dafür waren die Karten günstig), deshalb war es schwierig.
Besonders gut gefallen haben uns die Hamburger "Flying Grandpas". Angezogen wir Hindenburg mit einer Sportgruppe im Sinne von Turnvater Jahn, die Klaumauk trieben, während sie Bockspringen und Trampolinweitspring übten.
Es wurde auf die gefallenen Soldaten geehrt. Zum Abschluss sollten alle Personen aufstehen, die in der Army dienen oder gedient haben und ihnen wurde zum Dank applaudiert. Dann wurde die amerikanische (es war schließlich der 4. Juli und damit amerikanischer Nationalfeiertag) und die kanadische Hymne gesungen. Glücklicherweise nicht die Hymnen aller teilnehmenden Länder.... Die Show interessant, aber sehr militärlastig und laaaaaannnnngggg.

Entschuldigt, viele Rechtschreibfehler schleichen sich in meine Texte ein. Zum ist es wieder Mitternacht und ich sollte längs schlafen, denn morgen wartet ein  Kamerateam auf mich. Zum anderen haben meine Gehirnhälften Mühe, mit den Sprachen abwechselnd zu ... jetzt fällt mir nicht mal mehr ein passendes Verb ein. Also Schluß für heute. Gute Nacht!

Point Pleasant Park

Nun ist es bereits Dienstag, bei  Euch bereits Mittwoch Morgen, und ich habe das Wochenende noch gar nicht im Blog abschließend Revue passieren lassen....
Es ist Sommer und im Juli und August damit auch Touristenzeit, dass heißt die Preise für Unterkünfte und Ferienhäuser steigen rasant an. Es finden zahlreiche Festivals statt. Am Wochenende fand das Multicultural Festival in der Nähe des Pier 21 am Hafen in Halifax statt. 21 Länder stellten sich vor in einer kleinen Nischen, die in mehreren Zelten aufgestellt waren. Sie priesen ihr Land und ihre Kultur an. (Seltsamerweise gab es auch einen Stand, vor dem ein Mann nach Deiner Nationalität fragte, um dann eine Bibel in Deiner Sprache herauszufischen ... wahrscheinlich soll man diese dann kaufen?) Ich habe meinen Small Talk kultiviert, was einfach war, denn ich wurde oft auf das deutsche Fußballteam angesprochen. Die Chinesen waren sehr interessiert und voller lobender Worte; so bekam ich kostenlos ein Lesezeichen, auf dem in chinesischen Schriftzeichen mein Name geschrieben war!
Es gab außerdem eine, ich sage es mal umgangssprachlich "Freßmeile". Dort gab es Essen dieser Kulturen, also indisch, chinesisch, nordamerikanisch (Hotdogs und Hamburger), aber auch viel orientalisches. Alle wollten mich kosten lassen und mich zum kaufen einer Mahlzeit überreden. Sehr verlockend, aber auch anstrengend. Ich habe mich schließlich auf Jamaika eingelassen und Fleisch in einer Teigtasche probiert. Und Gingerbeer (Ingwerbier), eine Limonade mit ordentlich scharfem Abgang. ;-) Auf einer Bühne wurden Tanz und Gesand der Kulturen dargeboten. 

An diesem Tag war es sehr heiß, sodass ich es in diesem Kessel voller Menschen nicht lange aushielt, also bin ich zum Point Pleasant Parkt gefahren. Der Park liegt auf dem südlichen Teil von Halifax und ist von drei Seiten vom Meer umgeben. Fahrräder und  Hunde sind nur morgens und abends erlaubt :-)
Ich habe ein indisches Paar beoachten können, die ihre Hochzeitsphotos machen ließen. Und ein riesiger Luxusliner, die Queen Mary II, verließ gerade den Hafen. Es sieht sehr nah aus, dass liegt aber sicher an der Größe des Schiffes.... in der Zitadelle am Donnerstag habe ich ein Modell vom Hafen von  Halifax gesehen: das Besondere ist, dass es tiefe Gräben in das Landesinnere gibt, sodass auch große Schiffe einfahren können. Ebenfalls gefriert das Wasser im Hafen nicht, sodass Schiffe hier, obwohl es sehr weit im Norden liegt, hervorragend überwintern können. 
Im Park ist jedenfalls sehr grün, friedlich, man kann es sich auf einer Picknickdecke bequem machen, und hügelig. Ich habe einige Jogger gesehen. Der Ausblick auf das Meer ist unglaublich. Zu dieser Zeit, der Tag neigte sich dem Ende zu, sind viele Segelschiffe in den Hafen zurückgekehrt.
Im letzten Bild seht ihr übrigens auch endlich mal mein kleines Fahrrad hier. Damit bin ich unglaublich mobil und düse durch die Stadt.

5. Juli 2010

Canada Day

Den Tag begann ich ziemlich planlos. So ging ich spontan mit Martha, meiner Vermieterin und Mitbewohnerin morgen mit. Wir fuhren mit den Rad nach Downtown (herrlich, am Morgen wenn die Straßen leer und die Lust klar ist) und holten ihre Freunde, eine koreanische Familie ab. Alle waren mindestens einen Kopf kleiner als ich. Glücklicherweise fiel es nicht so extrem auf, denn wir setzten uns an den Straßenrand, wie viele Kanadier, um schauten uns die Parade an. Es wurde vorab kostenlos kleine Kanadafahnen verteilt, sodass jeder damit winken und wedeln konnte (zum Teil nach Luft, denn es war sehr warum). Teilnehmer der Parade waren alle Gruppen, die auf der International  Tatoo auftreten (nein, das ist keine Massentätowierung), so z.B. Mounties (wie auf dem Bild), Soldatenorchester aus Canada, USA, Belgien und Deutschland, eine französchische Artistengruppe, Fahrradartisten aus den Niederladen, Tanzgruppen aus Nova Scotia, einem Football Team (leider kein Eishockeyteam, schnief), Menschen in Siedlertrachten, dudelsackspielenden und karorocktragenden Schotten (keine Ahnung, ob alt oder neu-Schotten ;-) undundund ....
Sobald die Parade vorbei war, zerstreute sie die Menge so schnell, wie sie sich gebildet hatte. Alle strömten zum benachbarten Citadell Hill. Das ist ein Berg, der sich über die Stadt mit Blick auf den Hafen erstreckt. Also packten Martha und ich unsere Fahrräder und schoben sie diesen Hill hinauf, der eine gefühlte Steigung von 40 Grad hat (und deshalb eigentlich den Namen Berg oder steiler Hügel verdient hat ;-)
Auf diesem Hügel steht eine Zitadelle in Sternenform. Das ist eine militärische Basis oder Festung, die bereits von den ersten Siedler in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts dort erbaut wurde. Wir standen also vor der Festung, Blick auf den Hafen, inmitten wissender Kanadier, und warteten auf ... Kanonenschüsse. Punkt zwölf Uhr wurden 21 Schüsse abgegeben. Der erste von einer der antiken Kanonen, die anderen von moderneren. Leider kann ich nicht erklären, wieso 21 Kanonenschüsse. Beim anschließenden Rundgang durch die Zitadelle, die kostenlos geöffnet war, erfuhr ich, dass Nova Scotia eine der Provinzen war, die als erste mit unter anderem Quebeck das Land Kanada ausgerufen haben. Das muss anno 1867 gewesen sein.
Halifax selbst wurde 1749 erstmals besiedelt, durch die Franzosen, welche von Briten später verdrängt wurden. Der frankophile Ursprung läßt sich heute noch in vielen Ecken erkennen, z.B. an Ortsnamen. Nach der Bostoner Teaparty, als die USA begannen, ihre Unabhängigkeit anzustreben die Briten aus dem Land zu schmeißen, zogen sie sich (natürlich erst nach einem Krieg) zurück und gaben auch die nordischen maritimen Teile des Atlantiks frei für eine Neugründung. So, das war ein kleiner geschichtlicher Streifzug.


Der Hunger trieb uns schließlich in die Commons. Das ist riesiger Rasen mit Spielplatz hinter dem Hügel. Für Kinder ein Paradies, denn es war eine Hüpfburg, Wissenschaftszelte, Wasserspiele etc aufgebaut. Wir hatten dafür keine Augen, nur für den Hot Dog-Stand, an dem viel zu langsam gebraten und verkauft wurde...

Eigentlich wollte ich danach noch zum Hafen, um mir die dortigen Aktivitäten anzuschauen, aber ich war viel zu übersättigt mit Eindrücken und Informationen.

Nach Einbruch der Dunkelheit standen wir wieder auf dem Hügel und schauten uns das Feuerwerk an.Ein gelungener Abschluss für einen schönen Canada Day!

PS: Mehr vom Wochenende gibt es später. Bei mir ist es bereits Mitternacht und ich muss bereits 08:00 Uhr in der Kanzlei sein. Also, - besonders Du, Zbiggy - habt Geduld. :-) 


PPS: Liebe Grüße an dieser Stelle auch an meine Namensvetterin Jana aus meinen Kindheitstagen. Ich wünsche Euch eine schöne Reise und würde mich freuen, von Euch zu hören, wenn Ihr nach oder in die Nähe von Halifax kommt. Am nächsten Wochenende findet ein Dragon Boat Festival statt und das Jazzfest beginnt. Klingt doch gut, oder?