6. September 2009

Il Barbiere Di Siviglia

Leider stimmen die Interessen mit den anderen Referendaren hier nicht überein, sodass ich sie entweder ziehen lasse, oder - leider schon jetzt des öfteren - mir kurzfristig abgesagt wurde. Dann muss ich eben allein los, und dabei habe ich gute Erfahrungen gemacht:

So bin ich am Donnerstag von einer Kollegin mit zum Volleyball genommen worden. Leider kam sie ca. 45 min zu spät, und damit ich auch. Wir spielten. Es machte Spaß, denn die Gruppe war klein, sodass aufgrund der kleinen Mannschaftsgröße mehr Spiel gefordert war. Außerdem fehlte komplett ein Konkurrenzgehabe. Die besseren Spieler nahmen sich teilweise zurück und gaben den Ball ab. So wurde beispielhaft dreimal abgegeben, bevor der Ball über das Netz zum Gegner flog. Aber genug geschwärmt. Die Kollegin ging jedenfalls auch früher. Mein Glück: alle Spielpartner waren freundlich und offen. Wir gingen nach dem Spiel in den Hackeschen Höfen noch einen trinken. Bei Bier und Cocktail entstand die Idee, sich am nächsten Abend die Pyronale anzuschauen. Gesagt, getan. Am Freitag abend tragen wir uns und liefen mit Picknickdecke und Regenkleidung (schließlich war ein fürchterlich verregnetes Wochenende angesagt ) raus ins Grüne, hinaus auf den Drachenberg. Von dort hatten wir einen unbeschreiblichen Blick über die Stadt und insbesondere auf das Olympiastadion, wo die Pyronale stattfand. Was eine Pyronale ist? Ein Feuerwerk-Wettbewerb. (mehr dazu unter http://www.pyronale.biz/index.php). Es traten am Freitag Abend die Länder Türkei, Singapur und Österreich an. Unser Favorit war die Nummer 2. Wer gewinnt, stimmen die Zuschauer vor Ort im Olympiastadion ab. Die müssen dafür auch guten Eintritt ab € 18,00 aufwärts zahlen. Eigentlich ist aber egal, wer gewonnen hat. Bei einem Glas Wein, dick eingepackt und in guter Gesellschaft war dies ein gelungener Abend. Der Regen begann pünktlich erst nach dem letzten Feuerwerk auf dem Heimweg.

Am Samstag wollte ich eigentlich mit Freundinnen/Kollegin die Tanzszene in Berlin unsicher machen. Die einen waren zu kaputt von ihrem Museumsbesuch und sagten ab. Die andere fühlte sich gegen Abend nicht mehr und sagte ab. Jedenfalls stand ich auf einmal gg 18:30 h ohne Verabredung oder Plan für den Abend da. Spontan bin ich zur Friedrichstraße gefahren und zum Maxim-Gorki-Theater gelaufen. Dort lief Anna Karenina und vielleicht wäre eine Karte übrig. Leider war die Veranstaltung ausverkauft. Also lief ich zurück zu Unter den Linden, schaute über die Straße und erblickte die angeleuchtete Staatsoper. Hinein. Es lief "Der Barbier von Sevilla". Die Vorstellung hatte leider gerade angefangen. Auf meinen flehenden Blick (oder welchem Grund auch immer) verkaufte mir die Kassierin tatsächlich noch eine Restkarte für € 7,00. Sie hatte bereits die Gardinen in der Hand und halb zugezogen. Die Kasse war eigentlich geschlossen. Welch ein Glück. Ich konnte nicht direkt in die Vorstellung. Das würde stören. Also wartete ich im Gang. Dort sammelten sich andere Spätzügler. Wir wurden von einem der Angestellten aufgeteilt. Mich schickte er auf Rang 3. Ich gelangte aber nur bis Rang 2, dort steckte mich eine andere der Angestellten in die Vorstellung in einem passenden Moment. Linksseitig. Ein großartiger Platz. Die Akkustik war richtig gut. Gesungen wurde in italienisch, aber über der Bühne war eine schmale Leinwand mit kurzen Übersetzungen angebracht. Gesehen habe ich eigentlich auch alles. Man konnte sich über die Brüstung lehnen, wenn einer der Sänger zu links lief und man ihm folgen wollte. Ich kam auf jeden Fall rechtzeitig genug, um die berühmte Passage zu hören, für die diese Oper bekannt ist.
Es gab eine Pause, aber im ganzen ging die Oper ca. 3 Stunden, die schnell vergingen. Im nachhinein habe ich erfahren, dass Bühnenbild und Inszenierung klassisch waren. und aus dem Jahr 1968 stammen. Ein Muss für Theaterschüler. Jedenfalls war es stimmig: Das Bühnenbild beweglich, aber relativ spartanisch. Die Sänger waren in historische Kostüme gesteckt worden. Sie sangen und spielten sehr salopp, frech und fröhlich. Eine Kommödie eben.
Anschließend schloss ich mich spontan einer kleinen Gruppe von ca. 8 Personen im Foyer an. Circa anderthalb Stunden durchliefen wir das Gebäude und erfuhren unglaublich viel über die Geschichte des Hauses. Bauauftrag durch Friedrich den Großen, erstmals eine Oper außerhalb einer Festung mitten auf der Wiese zu errichten. Leider wurde das Gebäude im 2. Weltkrieg 2x zerstört und in den 50iger Jahren in der DDR wieder aufgebaut. In diesem Zustand befindet sich das Haus auch noch. Deshalb soll es ab Juni 2010 für ca. 3 1/2 Jahren geschlossen und restauriert werden. Wir standen auf der Bühne, liefen unter der Bühne hindurch und bestaunten die mechanische Bühnentechnik, zum Teil noch original aus dem 20er Jahren. Sahen den eisernen Vorhang (eine Brandschutzmauer, die nach jeder Vorstellung die Bühne vom Zuschauersaal trennt). Auch konnten wir einen Blick in die Umkleideräume der Sänger werfen; original anno 50er Jahre. Keineswegs luxuriös, sondern klein, schäbig und zum Teil mit DDR-Flair, z.B. das Telefon im Flur (mit Drehscheibe und einer Angabe, die Volkspolizei zu wählen). Die Führung kann ich uneingeschränkt emphehlen (Kostenpunkt € 5,00), da das Haus nach der Restaurierung anders aussehen wird. Wie, kann noch keiner sagen.

Zu hause gegen 01:30 h. Fazit: Einen wunderbaren Abend gehabt. ;-))

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