29. September 2009

Flughafen Tempelhof



Am Donnerstag (24.09.2009) nahm ich an einer Sicherheitsexkusion teil: im Flughafen Tempelhof. Er war der erste Flughafen in Berlin. Die Brüder Wright unternahmen auf dem Tempelhofer Feld erste Flugversuche.

Die heutigen Gebäude wurden vom Architekten Ernst Sagebiel entworfen; im Auftrag von Adolf Hitler. Geplant war ein für den Nationalsozialismus typisches Monumentum, in welchem jährlich über 6 Mio Passagiere abgefertigt werden sollten.
Die Architektur des Gebäudes ist unglaublich durchdacht. Geplant waren Bürokomplexe; ganze Ministerien hätten in dem Gebäudekomplex Platz gehabt. Auf dem Dach waren Sitzplätze für 100.000 Zuschauer geplant, welche Großveranstaltungen auf dem Flugplatz beobachten konnte. In den obersten Etagen waren Kantinen mit Blick auf die Landebahn für die Angestellten geplant. (Einer dieser Räume wurde später von den Alliierten als Turnhalle umgebaut und genutzt). Bereits in den 30ern waren zahlreiche Fahrstühle geplant; aus Zeitgründen aufgrund des Krieges aber nicht vollständig eingebaut.
Ebenfalls ist zu erwähnen, dass das freischwebende Dach 1.200 m lang ist. Dort sollten die Flugzeuge hineinrollen, damit die Passagiere kurze Wege von der Abfertigung zum Flugzeug bzw. aus dem Flugzeug hatten.

Wir waren ca. drei Stunden unterwegs. Unser Führer (bitte jetzt nicht lachen; es ist nunmal ein mehrdeutiges deutsches Wort) war ein ehemaliger Mitarbeiter, der so nach der Schließung des Flughafens zum 31.10.2008 quasi blieb. ;-)
Ich könnte jetzt sehr viel wiedergeben, was er uns erzählt hat. Kurz die Highlights zusammengefaßt:
1. Beeindruckt war ich von einem Bunker, den es laut den Bauplänen gar nicht gab. Dort hatte die Wehrmacht Filme gelagert. Als die russischen Streitkräfte immer näher rückten, wurde dieser Bunker zugemauert und so versteckt. Jedoch fand man ihn trotzdem, und umging die stählernde Safetür, indem man ein Loch daneben in die Wand sprengte. Die Tür wurde, entgegen den Gerüchten, nicht gesprengt, da der Türrahmen noch intakt war. Jedenfalls kam es doch zu einem Feuer und der Bunker brannte mehrere Tage lang aus. Nix ist übrig geblieben. Es bleibt ein unklärtes Geheimnis, was auf diesen Filmrollen wohl war.

2. Die Gebäudearchitektur hat mich beeindruckt. Sehr durchdacht, schlicht im Stil und stringend im Aufbau. Etwas verwirrend war, dass die Häuser nicht alle in derselben Höhe gebaut waren; so war eine Etage im Gebäude daneben auf der halben Höhe (siehe Photo oben links).

3. Ebenfalls waren wir in sog. Luftschutzbunkern. Darin standen 1944/1945 dreietagige Betten. Die Kinder aus Berlin wurde abends von ihren Eltern zum Flughafen gebracht. Sie erhielten ein Abendbrot und wurden gewaschen. Nachts schliefen sie in den Luftschutzbunkern. Am nächsten Morgen bekamen sie wohl wieder etwas zu essen und wurden hinausgelassen zu den vor den Toren wartenden Eltern. Sicher war es kein Einzelfall, dass Eltern mal nicht erschienen, weil sie die Bombardierung nicht überlebt hatten.
Faszinierend war das Belüftungssystem in den Bunkern. Die Stahltüren waren fest verschlossen. Luft aus dem Raum gelangte durch einen Notausgang nach draußen. Es entstand ein Unterdruck. Durch leichtes Drücken eines Ventils konnte dieser Druck entweichen und ein Hauch Frischluft in den Raum gelangen.
In den Bunkern waren Zeichnungen an den Wänden mit frechen Sprüchen von Wilhelm Busch. Sie sind im Origial erhalten geblieben. Wer hat sie gezeichnet? Ob sie die Kinder beruhigen sollten?




Mehr gibt es für alle Interessierten in Wikipedia zu lesen (http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin-Tempelhof)

Ich kann eine Führung durch den ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof nur empfehlen. Es gibt viel zu hören ... über Architektur, Geschichte etc.



15. September 2009

... endet sonnig und mit "La Traviata"

In Berlin ist immer etwas los. Als wir gegen 17:00 Uhr entlang der Trasse der Friedrichstraße entlangliefen, schlossen gerade einige Kunst- und Trödelmärkte. Die Cafes und Restaurants öffneten zum Teil gerade erst.
Auf dem Bebel-Platz fand eine Veranstaltung gegen Rassismus und Nazismus statt. Auch hier wurde bereits abgebaut, aber die Band auf der Bühne spielte noch. Übrigens sehr gut. Mit Saxophon und allem drum und dran, z.B. Sledge Hammer. Den Song hatte ich lange nicht gehört.
Auch die Sonne war derweil hinter einigen Wolken hervorgekrochen und ließ den friedlichen Sonntagabend mit letzten Strahlen ausklingen.

Wiedereinmal probierten wir auf gut Glück Restkarten in der Staatsoper zu bekommen. Mit Erfolg. Das kann ich nur jedem Berlinbesucher empfehlen. Es lief "La Traviata" . Das ist italienisch und heißt "Die vom Wege abgekommenen". In dieser Oper von Verdi spielt die Liebe eine Rolle.
Fasziniert war ich aber wieder vom Gebäude, der Staatsoper oder auch Lindenoper genannt. 1742 wurde sie, noch im Bau, eröffnet. Sie war die erste freistehende Oper Europas (üblicherweise klebten diese an den Schlössern - kurze Wege für den Schloss- und Bauherrn? ;-). Leider wurde sie 1843 und zweimal während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Glücklicherweise immer wieder aufgebaut. Nun, ab Juni 2010 wird sie für ca. 3 1/2 Jahre geschlossen und umfassend restauriert. Ich kann nur jedem empfehlen - ob Opernliebhaber oder nicht - bis zur Schließung hineinzugehen (es gibt auch Führungen, ohne Oper) und sich dieses prächtige und imposante Gebäude anzuschauen: Parkett und drei Ränge bringen ca 1.300 Zuschauer und -hörer unter. Die Geländer sind kunstvoll geschwungen und verziert, an welchem man auf rotem Teppich in die Etagen geht. Schwere dunkle Vorhänge hängen bis auf dem Boden und geben den Blick auf Fenster und manchmal auch eine kleine Ecke mit Sitzbank frei. Große Holztüren verstärken den Eindruck einer vergangenen Ära. Ein Erlebnis. :-)

Ein verregneter Tag des Denkmals...

Am Sonntag (13.09.2009) war Tag des Denkmals. Das nutzte ich aus und kletterte auf den Hausmannsturm in Luckau. Wie Ihr Euch sicher denken könnt, ist dieser Turm sehr alt, genauer aus dem 13. Jahrhundert. Die Treppe ist aus holz und sieht unglaublich morsch aus. Ein altes Uhrwerk hinter Glas betreibt die Turmuhr. Aber die Aussicht auf die Stadt von dort oben ist einfach unglaublich: Die Häuser stehen bunt und dichtgedrängt nebeneinander. Um die Stadt erstreckt sich ein grüner Gürtel aus Wald und Feldern. Absolut empfehlenswert!
















Kleiner Tip: In der direkt angrenzenden Georgenkapelle kann man standesamtlich heiraten.

Luckauer Keller- und Kneipennacht











Im Brandenburgischen Luckau fand am Samstag zum fünften Mal eine Keller- und Kirchennacht statt
(siehe http://www.luckau.de/index.php?id=567)
Das Wetter spielte mit, denn für den September war es sommerlich warm und trocken. Was genau in dieser Nacht geschah? Bürger der Stadt öffneten ihre Keller für die Allgemeinheit zur Besichtigung. Denn diese Keller haben einen historischen Wert und eine interessante Geschichte: Die Stadt Luckau war im Mittelalter eine der Hauptstädte der Niederlausitz und sehr wohlhabend. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie stark zerstört (sie war ein Hauptstützpunkt der Schweden). Die Stadt lag sprichwörtlich in Schutt und Asche. Jedoch wurde der Schutt nicht beseitigt, sondern die Stadt darauf neu erbaut. Diese neu erbauten Häuser überstanden die napoleanischen Kriege (wobei Napoleon am 20. und 21. Juli 1813 in Luckau Quartier bezogen hat. Aber das ist eine andere Geschichte;-). Auch in späteren Kriegen, insbesondere dem Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt vor Zerstörungen bewahrt. Erst nach der Wende wurden die Keller wiederentdeckt, insbesondere, dass Keller existierten und mit jahrhundertealtem Schutt gefüllt waren. Alle alten Häuser haben diese Keller, jedoch konnten bisher nur wenige freigeschaufelt und restauriert werden. Es ist aufwändiger und kostenintensiver Vorgang. Nun denn, diese restaurierten Keller waren nun von den privaten Hausbesitzern zur Besichtigung freigegeben. Alle Keller hatten gemein, dass die Decke gewölbt war. Bögen oder Streben führten von den Enden zueinander und verbanden sich in der Mitte. Die Steine selbst sahen wie ein umgedrehtes Herz aus, also die breite Seite zeigte nach unten. Allerdings waren die Keller unterschiedlich hoch. Im ersten Keller mußten wir im Entengang durchlaufen, um in den nächsten Raum zu gelangen. In anderen, kostenintensiv und fachmännisch restaurierten Kellern konnten wir stehen. Manche waren derartig gemütlich; sie waren zu Partykellern umgebaut worden.
Letztlich ist es faszinierend, wie alt diese Keller sind, in denen wir standen. Auch unglaublich erscheint es, dass Luckau unterirdisch durch diese Keller derart verbunden ist, dass man von einem Tunnelsystem sprechen könnte. Natürlich müßten dafür alle Keller freigeschaufelt sein, und die Bewohner/Hauseigentümer mitmachen, denn durch die Keller kann man in ihre Häuser gelangen ;-)

Offen war auch die gotische Nikolaikirche (ein Photo der zweiseitigen Wendeltreppe ist oben zu sehen), das preußische Rathaus aus dem 18. Jahrhundert und das ehemalige Kloster (von 1291 bis 1546), welches von 1747 bis 2005 als Gefängnis genutzt wurde. Heute ist ein Museum darin.

In den Hinterhöfen der Gaststätten und auf dem Markt war für leibliches Wohl gesorgt. Musik in den unterschiedlichsten Stilen und Richtungen wurde life gespielt.
Die letzten Besucher waren gegen 06:00 Uhr gesichtet worden ... es war eine interessante, lustige, spannende, informative und einfach schöne Nacht!

11. September 2009

Freie Universität Berlin



Heute war ich an der FU Berlin zum Lernen verabredet. Die Freie Universität liegt etwas außerhalb bzw. am Rande der Stadt, aber dafür wunderbar im Grünen. Glücklicherweise kommt man mit der U-Bahn hin - Station: Thielplatz. Ab dort hieß meine Wegbeschreibung "... vor dem Eingang der Bibliothek". Die Uni hat keinen Campus, sondern sieht wie ein gutsituiertes Wohnviertel aus. Alleen, welche rechts und links von Laubbäumen gesäumt werden. Welches ist denn nun die Bibliothek? Lange Rede kurzer Sinn, ich bin meine Lernkollegen und konnten in einem separaten Lernraum unseren Fall besprechen. Natürlich durften wir unsere Rucksäcke nicht mit hineinnehmen, sondern bekamen durchsichtige Plastiktüten. So konnte das Bibliothekspersonal sehen, ob wir Bücher hinein- oder gar mit hinausnähmen ....

Begeistert war ich auch von der Lehrbuchsammlung. Es gab eine gute Auswahl juristischer Lehrbücher in auch noch neuerer Auflage (dass die aktuellsten Auflagen nicht mehr im Regal lagen, erklärt sich ja von selbst ;-). Sogar Alpmannskripten gab es mannigfaltig.
Da erscheinen die drei Regale der Kölner Lehrbuchsammlung richtig mickrig, zumal in NRW auch noch Studiengebühren bezahlt werden müssen.

Danach wollten wir spontan in der Mensa was essen. Das war etwas schwierig, denn jeder Student mußte seinen Studentenausweis an der Kasse vorlegen. Unsere Ausbildungsausweise bzw. ein Ausweis einer anderen Uni zählte natürlich nicht, sodass wir den doppelten Preis zahlten.
Dann irritierte mich, dass sich jeder das Essen selbst auf seinen Teller schaufeln konnte. So hatten viele einen bedrohlich hohen Berg der asiatischen Reispfanne auf ihren Teller geschichtet ;-)
Aber richtig ärgerlich war, dass man nur anhand einer Mensakarte bezahlen konnte. Ich hatte keine und wollte mir auch für einen einzigen Besuch hier keine zulegen. Mein Kollege hatte zwar eine, aber nicht genug Geld darauf. Der Kiosk war nicht bereit, meinen Geldschein zu wechseln .... dabei wollten wir doch nach getaner Lernzeit nur etwas essen.
Das haben wir auch geschafft. Wie, verrate ich aber nicht ;-)

Fazit: Die FU scheint eine angenehme Lern- und Arbeitsatmosphäre zu haben. Sie ist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Allerdings sollte man aufgrund der größeren Entfernungen lauffreudig sein. Jedoch haben meine Kollegen meinen Eindruck bestätigt. Sie haben gern hier studiert.

9. September 2009

S-Bahnchaos

In Berlin ist seit gestern (laut Berliner Zeitung) 75% des S-Bahnbetriebes eingestellt. Grund: wieder einmal Reparaturarbeiten. Natürlich waren diese nicht vorhersehbar. Nun ja, bei defekten Bremsen sollte man nicht pinglich sein.
Es nervt aber schon, denn wie lange dieser Zustand andauern soll, weiß keiner. Ich habe Glück, die S1 fährt alle 20 Minuten. Jedoch ist die Strecke zwischen Alex und Westkreuz komplett eingestellt worden. Für alle Nichtberlinkundigen: das ist eine Strecke quer durch die Innenstadt.
Fazit: Alle kommen im Moment zu spät und/oder genervt zur Arbeit. Sie erzählen für mich abenteuerlich klingende Anreisegeschichten. Gereizte Menschen am Morgen, die hämmernd gegen die Scheiben der einfahrenden Bahn schlagen. Alle erzählen, auf welchen Umwegen und mit wievielen Umstiegen sie heute zur Arbeit gekommen sind.
Ich muss ja gestehen, dass ich es mutig finde, wenn jemand - wie in meiner Bahn heute morgen - auch noch ein Fahrrad mitnimmt und dann die umstehenden Personen während der Fahrt bittet, Platz zu machen, damit er es rangieren kann. Ihr seht, die Nerven liegen teilweise blank. Geduld ist zur Zeit in Berlins öffentlichem Nahverkehr angesagt. :-)

6. September 2009

Il Barbiere Di Siviglia

Leider stimmen die Interessen mit den anderen Referendaren hier nicht überein, sodass ich sie entweder ziehen lasse, oder - leider schon jetzt des öfteren - mir kurzfristig abgesagt wurde. Dann muss ich eben allein los, und dabei habe ich gute Erfahrungen gemacht:

So bin ich am Donnerstag von einer Kollegin mit zum Volleyball genommen worden. Leider kam sie ca. 45 min zu spät, und damit ich auch. Wir spielten. Es machte Spaß, denn die Gruppe war klein, sodass aufgrund der kleinen Mannschaftsgröße mehr Spiel gefordert war. Außerdem fehlte komplett ein Konkurrenzgehabe. Die besseren Spieler nahmen sich teilweise zurück und gaben den Ball ab. So wurde beispielhaft dreimal abgegeben, bevor der Ball über das Netz zum Gegner flog. Aber genug geschwärmt. Die Kollegin ging jedenfalls auch früher. Mein Glück: alle Spielpartner waren freundlich und offen. Wir gingen nach dem Spiel in den Hackeschen Höfen noch einen trinken. Bei Bier und Cocktail entstand die Idee, sich am nächsten Abend die Pyronale anzuschauen. Gesagt, getan. Am Freitag abend tragen wir uns und liefen mit Picknickdecke und Regenkleidung (schließlich war ein fürchterlich verregnetes Wochenende angesagt ) raus ins Grüne, hinaus auf den Drachenberg. Von dort hatten wir einen unbeschreiblichen Blick über die Stadt und insbesondere auf das Olympiastadion, wo die Pyronale stattfand. Was eine Pyronale ist? Ein Feuerwerk-Wettbewerb. (mehr dazu unter http://www.pyronale.biz/index.php). Es traten am Freitag Abend die Länder Türkei, Singapur und Österreich an. Unser Favorit war die Nummer 2. Wer gewinnt, stimmen die Zuschauer vor Ort im Olympiastadion ab. Die müssen dafür auch guten Eintritt ab € 18,00 aufwärts zahlen. Eigentlich ist aber egal, wer gewonnen hat. Bei einem Glas Wein, dick eingepackt und in guter Gesellschaft war dies ein gelungener Abend. Der Regen begann pünktlich erst nach dem letzten Feuerwerk auf dem Heimweg.

Am Samstag wollte ich eigentlich mit Freundinnen/Kollegin die Tanzszene in Berlin unsicher machen. Die einen waren zu kaputt von ihrem Museumsbesuch und sagten ab. Die andere fühlte sich gegen Abend nicht mehr und sagte ab. Jedenfalls stand ich auf einmal gg 18:30 h ohne Verabredung oder Plan für den Abend da. Spontan bin ich zur Friedrichstraße gefahren und zum Maxim-Gorki-Theater gelaufen. Dort lief Anna Karenina und vielleicht wäre eine Karte übrig. Leider war die Veranstaltung ausverkauft. Also lief ich zurück zu Unter den Linden, schaute über die Straße und erblickte die angeleuchtete Staatsoper. Hinein. Es lief "Der Barbier von Sevilla". Die Vorstellung hatte leider gerade angefangen. Auf meinen flehenden Blick (oder welchem Grund auch immer) verkaufte mir die Kassierin tatsächlich noch eine Restkarte für € 7,00. Sie hatte bereits die Gardinen in der Hand und halb zugezogen. Die Kasse war eigentlich geschlossen. Welch ein Glück. Ich konnte nicht direkt in die Vorstellung. Das würde stören. Also wartete ich im Gang. Dort sammelten sich andere Spätzügler. Wir wurden von einem der Angestellten aufgeteilt. Mich schickte er auf Rang 3. Ich gelangte aber nur bis Rang 2, dort steckte mich eine andere der Angestellten in die Vorstellung in einem passenden Moment. Linksseitig. Ein großartiger Platz. Die Akkustik war richtig gut. Gesungen wurde in italienisch, aber über der Bühne war eine schmale Leinwand mit kurzen Übersetzungen angebracht. Gesehen habe ich eigentlich auch alles. Man konnte sich über die Brüstung lehnen, wenn einer der Sänger zu links lief und man ihm folgen wollte. Ich kam auf jeden Fall rechtzeitig genug, um die berühmte Passage zu hören, für die diese Oper bekannt ist.
Es gab eine Pause, aber im ganzen ging die Oper ca. 3 Stunden, die schnell vergingen. Im nachhinein habe ich erfahren, dass Bühnenbild und Inszenierung klassisch waren. und aus dem Jahr 1968 stammen. Ein Muss für Theaterschüler. Jedenfalls war es stimmig: Das Bühnenbild beweglich, aber relativ spartanisch. Die Sänger waren in historische Kostüme gesteckt worden. Sie sangen und spielten sehr salopp, frech und fröhlich. Eine Kommödie eben.
Anschließend schloss ich mich spontan einer kleinen Gruppe von ca. 8 Personen im Foyer an. Circa anderthalb Stunden durchliefen wir das Gebäude und erfuhren unglaublich viel über die Geschichte des Hauses. Bauauftrag durch Friedrich den Großen, erstmals eine Oper außerhalb einer Festung mitten auf der Wiese zu errichten. Leider wurde das Gebäude im 2. Weltkrieg 2x zerstört und in den 50iger Jahren in der DDR wieder aufgebaut. In diesem Zustand befindet sich das Haus auch noch. Deshalb soll es ab Juni 2010 für ca. 3 1/2 Jahren geschlossen und restauriert werden. Wir standen auf der Bühne, liefen unter der Bühne hindurch und bestaunten die mechanische Bühnentechnik, zum Teil noch original aus dem 20er Jahren. Sahen den eisernen Vorhang (eine Brandschutzmauer, die nach jeder Vorstellung die Bühne vom Zuschauersaal trennt). Auch konnten wir einen Blick in die Umkleideräume der Sänger werfen; original anno 50er Jahre. Keineswegs luxuriös, sondern klein, schäbig und zum Teil mit DDR-Flair, z.B. das Telefon im Flur (mit Drehscheibe und einer Angabe, die Volkspolizei zu wählen). Die Führung kann ich uneingeschränkt emphehlen (Kostenpunkt € 5,00), da das Haus nach der Restaurierung anders aussehen wird. Wie, kann noch keiner sagen.

Zu hause gegen 01:30 h. Fazit: Einen wunderbaren Abend gehabt. ;-))

3. September 2009

Was für eine Woche


Meine Arbeitsgemeinschaft neigt sich langsam dem Ende zu. Am letzten Donnerstag hatten wir einen Zusatztermin und Klausur geschrieben. Mein kleiner Knubbel am rechten Mittelfinger ist wieder verhärtet durch das Schreiben. Dabei müßten sich doch meinen Hände mittlerweile an das Schreiben vom ca. 25 Seiten in den fünf Stunden gewöhnt haben. Schade, dass man die Klausur nicht im PC schreiben kann. Besseres Schriftbild. Schnelleres Schreiben. (Anbei ein Photo des Kammergerichts Berlin)

Nächste Woche beginnen wir Strafrecht und bekommen einen neuen AG-Leiter. Auch muss ich dann zum AG Tiergarten; das leider nicht fußläufig um die Ecke liegt. Ich bin gespannt.

Am letzten Samstag war lange Museumsnacht in Berlin. Von 18:00 bis 02:00 Uhr. Ich war gegen 04:00 Uhr zu Hause. Und unglaublich müde.Geschafft haben wir:

- Checkpoint-Charly-Museum, (viiiieeeelll zu lesen ... über erfolgreiche und erfolglose Fluchtversuche. Gestorben sind 985 Menschen an der Mauer.)

- Gropius-Bauhaus-Museum (Bauhaus erstreckt sich nicht nur auf Baustile, sondern auch auf Geschirr, Kleidung, Bilder ... interessant),

- das Rathaus (haben das Amtszimmer von Wowereit durchlaufen, und Säulenhallen. Sehr imposant)

- Berliner Dom (riesige Gruft, es fand ein Orgelkonzert statt und es lohnt sich hinauszulaufen und einen Blick über das beleuchtete Berlin zu werfen ;-)

- Zeiss-Planetarium (mußten leider anderthalb Stunden warten, bis unsere Sternenerklärung kam. Davor wurden wir mit einem 3D-Film beschäftigt. Danach mit einer - sorry, mickrigen - Lasershow. Empfehlenswert ist ein Besuch im Planetarium aber allemal).

Im Moment bin ich jeden Abend ziemlich platt. Auf Arbeit wechsele ich ständig zwischen der Ausweisstelle in der Wilhelmstraße und der Hauptabteilung mit meinem Büro in der Dorotheenstraße. Der kleine Fußweg zwischen den Abteilungen dauert eben schon mal 15 Minuten. Allein wenn die Chefin anruft, laufe ich quer durch das Gebäude zu ihrem Büro und brauche meine Zeit. ;-) Es werden im Moment vor den Bundestagswahlen zahlreiche Demonstrationen angemeldet. Es gibt also viel zu tun. Und dann passiert so ein Zwischenfall wie gestern, als Greenpeace-Aktivisten von der Terasse der Reichstagskuppel klettern und ein Transparent entfalten. Natürlich war diese Aktion nicht angemeldet. Sie wurden von der Polizei des Bundestags abgeführt. Über das weitere Vorgehen kann ich mich natürlich nicht äußern... ;-)

Positive Bilanz:

- Nach einer Stunde Schwimmen am Montag hatte ich keinen Muskelkater.

- Ich freue mich über die gute Benotung meiner Arbeiten in Speyer.Die Zeugnisse gab es schon nach 5 Wochen.

- Auch meine erste Klausur in der Berliner AG ist gut gelungen, obwohl ich stoffmäßig der AG hinterherhinkte. Hoffentlich läuft es weiter so gut.